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Seesterne haben Durchblick

Gefräßige Räuber sehen besser als gedacht

Seesterne haben Durchblick
Dornenkronenseestern
Ein Dornenkronenseestern, seine Augen sind als rote Punkte an der Spitze der Arme zu erkennen. (Foto: Hannes Imhof/ Universität Bayreuth)
Von wegen blind: Seesterne sehen mehr als man bisher dachte. Mit ihren einfachen Augen an den Enden ihrer Arme erspähen sie lohnende Futtergründe, wie sich nun zeigt. Auf diese Weise finden auch die gefräßigen Dornenkronenseesterne nahe Korallenriffe – und bedrohen allzuoft das Überleben der Korallen.

Seesterne sind nicht gerade für ihre überragenden Sinnesleistungen bekannt – ganz im Gegenteil. Weil sie ohne zentrales Gehirn auskommen und mit nur rudimentärem Tast- und Sehsinn ausgestattet sind, hielt man sie bisher für nahezu blind. Man nahm an, dass sich die vielarmigen Tiere bei ihren langsamen Bewegungen vor allem über den Geruch orientieren. Die an den Enden ihrer Arme sitzenden simplen Augen nutzen die Seesternen dagegen nur, um herauszufinden, ob es Tag oder Nacht ist – so dachte man bisher.

Findet auch ein blinder Seestern das Riff?

Aber stimmt das auch? Um das herauszufinden, haben Christian Laforsch von der Universität Bayreuth und seine Kollegen Seesterne kurzerhand auf die Probe gestellt. Ihr Experiment führten sie mit dem berüchtigten Dornenkronenseestern (Acanthaster planci) durch – einer tropischen Seesternart, die extrem gefräßig ist und bei massenhaftem Vorkommen ganze Korallenriffe kahlfressen kann.

Dieser Seestern trägt an der Spitze jeder seiner bis zu 21 Arme ein kleines Komplexauge, das ähnlich wie bei den Insekten aus mehreren einfachen Einzelaugen besteht. Für den „Sehtest“ entfernten die Forscher einigen Seesternen unter Betäubung operativ die Augen – was nicht schlimm ist, da den Tieren diese Organe problemlos nachwachsen. Dann setzten sie sehende und blinde Seesterne in ein großes Becken, in dem etwas weiter weg ein Korallenblock lag. Wenn sich die Seesterne nun wie erwartet am Geruch orientieren, sollten sowohl sehende als auch blinde Tiere die Korallen problemlos aufspüren können.

Sehsinn besser als gedacht

Doch zur Überraschung der Biologen war das nicht der Fall: Die blinden Seesterne irrten umher, ohne dass sie die Korallen fanden. Meist liefen sie sogar in die entgegengesetzte Richtung, der vorherrschenden Strömung folgend. Erst wenn die Forscher die Tiere fast auf Tuchfühlung mit den Korallen absetzen, näherten sie sich der verlockenden Beute und begannen zu fressen.

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Das belegt: Der Sehsinn der Seesterne ist deutlich besser und auch wichtiger als bisher angenommen. Denn die vielarmigen Meeresbewohner benötigen ihre Augen, um vielversprechende Futterplätze aufzuspüren. Riechen können sie ihre Beute dagegen nur in unmittelbarer Nähe. Weitere Untersuchungen enthüllten zudem, dass die Seesterne mit ihren einfachen Augen mehr sehen als nur Hell-Dunkel: Aus fünf Metern Entfernung kann der Seestern immerhin noch ein einen Meter großes Objekt erkennen – das reicht, um ein Korallenriff zu erspähen.

Diese Erkenntnisse zur Orientierung der Seesterne und im Speziellen der Dornenkronenseesterne sind wichtig, um ihre Ausbreitung in gefährdeten Korallenriffen besser zu verstehen und effektiver kontrollieren zu können. Denn diese Seesternart ist nach tropischen Wirbelstürmen die zweithäufigste Ursache für Korallensterben und wird deshalb massiv bekämpft.

Quelle: Universität Bayreuth, Fachartikel: Scientific Reports, doi: 10.1038/srep30834

© natur.de – Nadja Podbregar
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