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Seevögel: Verlierer des Klimawandels?

Erde|Umwelt

Seevögel: Verlierer des Klimawandels?
Falkenraubmöwen
Verlierer des Klimawandels: Falkenraubmöven auf Grönland (Foto: Kersten Hänel)

Ob Albatrosse, Kormorane, Möwen oder Pinguine: Seevögel sind eine vielfältige und wichtige Tiergruppe für die Ökosysteme von Ozeanen und Küsten. Doch wie sich jetzt zeigt, könnten sie künftig zu den Verlierern des Klimawandels gehören. Forscher haben ermittelt, dass sich die Brutzeiten der Seevögel – im Gegensatz zu vielen landlebenden Vogelarten – bisher kaum an die veränderten Meertemperaturen und die Verschiebung der Jahreszeiten angepasst haben.

Die meisten Tiere haben ihre Brutzeit und Jungenaufzucht an eine bestimmte Jahreszeit angepasst. Denn das stellt sicher, dass sie für sich und ihren Nachwuchs genügend Futter finden. Für Seevögel sind dies meist Zeiten, in denen Temperaturen und Meeresströmungen für reichlich Fisch und andere Meerestiere als Beute sorgen. Doch durch den Klimawandel verändern sich die Bedingungen: „Ein verändertes Timing in saisonalen Ereignissen ist eine der sichtbarsten Reaktionen auf die steigenden globalen Temperaturen“, erklären Katharine Keogan von der University of Edinburgh und ihre Kollegen. So hat sich schon heute der Frühlings- und Sommeranfang in vielen Regionen messbar nach vorn verschoben.

Obwohl Seevögel eine der am besten untersuchten Tiergruppen sind, war bisher unklar, ob sie sich an diese Veränderungen anpassen können und es bereits getan haben. Zwar gab es Daten zu einzelnen Arten, nicht aber einen Überblick darüber, wie es dieser Vogelgruppe als Ganzem ergeht. Das hat nun das internationale Forscherteam um Keogan nachgeholt. In einer Metastudie untersuchten sie das Brutverhalten von 145 Seevogelpopulationen in allen Meeresregionen. Sie wollten wissen, ob sich das Timing der Eiablage im Zeitraum zwischen 1952 bis 2015 verändert hat.

Kaum Anpassung an veränderte Bedingungen

Das Ergebnis: „Im Durchschnitt zeigten die Seevögel keine Tendenz, ihre Eiablage zeitlich nach vorne oder hinten zu verschieben“, berichten die Forscher. Auch eine Anpassung der Brutzeit an veränderte Meerestemperaturen in den Seevogel-Brutgebieten war nicht festzustellen. Sollte dies so bleiben, könnte dies für Albatros und Co erhebliche Probleme mit sich bringen. Denn mit den geänderten Jahreszeiten und Meerestemperaturen verschiebt sich auch die Präsenz von Krebsen, Fischen und anderen potenziellen Beutetieren der Vögel – sie kommen früher oder später im Brutgebiet vor oder wandern möglicherweise sogar ganz ab.

Nach Ansicht der Forscher könnten Meeresvögel damit zu den künftigen Verlierern des Klimawandels gehören. Denn wenn sich die unteren Stufen der Nahrungsnetze parallel zu den steigenden Meerestemperaturen verschieben, die Seevögel sich aber nicht anpassen, dann sind sie irgendwann nicht mehr zur rechten Zeit am rechten Ort. Als Folge finden sie dann zu wenig Nahrung für sich und ihre Jungen.

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Lemmingmangel bei den Falkenraubmöwen

Ein Beispiel dafür ist die Falkenraubmöwe, die unter anderem auf Grönland brütet. Als Zugvögel legen diese Seevögel extrem lange Strecken zurück und sind im Sommer auf den Lemming als Beute spezialisiert. Dieser benötigt jedoch lange Winter und eine schützende Schneedecke, um sich zu vermehren. Doch seit der Jahrtausendwende bleiben die typischen Massenvermehrungen der Lemminge im Nordosten Grönlands immer häufiger aus oder fallen schwächer aus – wahrscheinlich, weil die Winter kürzer geworden sind.

Das Problem: Falkenraubmöwen sind brutplatztreu und kehren jedes Jahr an dieselben Brutplätze zurück – unabhängig vom Nahrungsangebot. Ihr Bruterfolg hängt damit direkt vom lokalen Lemmingvorkommen ab. Welche Folgen dies hat, hat der Biologe Johannes Lang von der Justus-Liebig-Universität Gießen im Nordosten Grönlands untersucht.

Er stellte fest: In schlechten Lemming-Jahren werden dadurch nur wenige Eier so lange bebrütet, dass auch ein Jungvogel schlüpfen kann. Der Bruterfolg der 15 Brutpaare im 1500 Hektar großen Untersuchungsgebiet lag dadurch in den letzten Jahren insgesamt bei unter zehn flügge gewordenen Jungvögeln. „Aufgrund des hohen Anteils an Nichtbrütern in der Population wird sich dieser Verlust an Nachwuchs erst in einigen Jahren bemerkbar machen“, befürchtet der Biologe.

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen, Fachartikel: Nature Climate Change, doi: 10.1038/s41558-018-0115-z

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