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Sonnenuntergang eicht Kompass

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

Sonnenuntergang eicht Kompass

Jedes Jahr fliegen Milliarden von Zugvögeln zwischen den Kontinenten hin und her und finden dabei mit verblüffender Genauigkeit ihren Weg. Als sicher gilt , dass sie eine Art „ magnetisches Organ“ besitzen, das wie ein Kompass arbeitet. Doch wie die Navigation der Singvögel auf ihrer langen Reise genau funktioniert, hatte bisher kein Forscher herausgefunden. Der Lösung dieses Rätsels ist jetzt der dänische Biologe Henrik Mouritsen von der Universität Oldenburg mit seinen amerikanischen Kollegen Martin Wikelski von der Princeton University und William Cochran vom Illinois Natural History Survey ein Stück näher gekommen. Sie entschlüsselten die Orientierungsmechanismen bei Zugvögeln in der freien Natur. Demnach ist der „Kompass“ der Tiere während des Fluges nicht fest auf den magnetischen Norden ausgerichtet, sondern wird mithilfe des Sonnenuntergangs geeicht. Das ist notwendig, da die Magnetfeldlinien der Erde nicht genau nach Norden zeigen, sondern mehrere Dutzend Grad nach Osten oder Westen abweichen können. Seefahrer bezeichnen dieses Phänomen als Missweisung.

Die Forscher hatten nordamerikanische Catharus-Drosseln, die nur nachts fliegen, während des Sonnenuntergangs im Käfig einem Magnetfeld ausgesetzt, das nach Osten gerichtet war. Dann ließen sie die Vögel frei und verfolgten ihren Flug per Funkfernmessung: Die Drosseln flogen nach Westen und nicht – wie von Frühlings-Zugvögeln eigentlich zu erwarten – nach Norden. Als die Vögel jedoch in den folgenden Nächten ihre Wanderung fortsetzten, schlugen sie wieder die korrekte, nach Norden führende Flugrichtung ein.

Mouritsen: „Die Vögel wissen, dass die Sonne immer ungefähr im Westen untergeht und eichen danach ihren Kompass neu, falls die Feldlinien des Erdmagnetfelds nicht nach Norden zeigen. Wir gaukelten den Tieren während der Eichung vor, dass die Magnetfeldlinien nach Osten laufen.“ Beim Start fanden die Tiere das richtige, tatsächlich nach Norden zeigende Magnetfeld vor. Aufgrund ihrer Fehlinformation schlugen sie jedoch einen um 90 Grad nach links abweichenden Kurs ein, flogen also nach Westen. Die Biologen vermuten, dass der magnetische Kompass von Singvögeln sich täglich neu nach dem Sonnenuntergang ausrichtet.

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