Indem sie ihn in einen Seidenkokon einspinnt, kann das Weibchen die Dauer der Begattung bestimmen, wie Mark Elgar und seine Kollegen von der University of Melbourne vermuten. Dadurch legt die Spinnendame fest, wieviele Eier die männliche Spinne befruchtet, denn je länger die Begattung dauert, desto mehr Sperma kann das Männchen abgeben. Da sich weibliche Spinnen mit mehreren Partnern einlassen können, bestimmt die weibliche St. Andrews Cross Spider mit ihrer Fesseltaktik faktisch den Vater ihrer Nachkommen ganz alleine.
Aber auch Spinnen-Männchen haben Tricks, die Zahl ihrer Nachkommen zu erhöhen. So opfert sich das Männchen der australischen Red Back Spider (Latrodectus hasselti), einer Verwandten der Schwarzen Witwe, während der Begattung, indem es sich vor den Mund des Weibchens legt. Schon beim Liebesakt beginnt das Weibchen ihren Partner zu verdauen, der dadurch ein bisschen Zeit gewinnt und mehr Sperma an sie abgeben kann. Damit erhöht er die Wahrscheinlichkeit, dass er der Vater der nächsten Spinnengeneration wird.
Interessanterweise scheinen die Weibchen der St. Andrews Cross Spider kleine Männchen zu bevorzugen, denn bei ihnen dauerte die Begattung im Durchschnitt am längsten. Das ist ungewöhnlich, da größere Tiere in der Regel einen Vorteil haben. Elgar meint dazu:“ Vielleicht haben die Männchen Vorteile im Bezug auf ihr Wachstum, das Überleben und die Fähigkeit ein Weibchen zu finden.“ Diese Frage ist aber noch nicht geklärt und die Wissenschaftler versuchen nun herauszubekommen, warum die kleinen Männchen bei der Paarung bevorzugt werden.
Tim Birkhead von der University of Sheffield überzeugt diese Theorie nicht. Er glaubt, dass die Männchen mit dem meisten und besten Sperma die besten Chancen haben, Nachkommen zu zeugen, und dass das nicht unbedingt die Männchen sein müssen, die die längste Zeit mit dem Weibchen verbringen. (Nature)
Ralf Möller