Kaum im Mund und schon in den Beinen: Energydrinks verbessern die Leistung, selbst dann, wenn sie gar nicht geschluckt werden, haben britische Forscher in Versuchen mit Leistungssportlern herausgefunden. Im Mund könnten bislang unbekannte Rezeptoren für Zucker existieren, die das Belohnungszentrum im Gehirn aktivieren, erklären die Wissenschaftler das Phänomen. Dadurch sei die gefühlte Anstrengung geringer als die tatsächlich geleistete, berichten Edward Chambers von der Universität Birmingham und sein Team.
Die Forscher ließen acht Radsportler ein anspruchsvolles Zeitfahren absolvieren. Dabei mussten die Athleten ihren Mund mit Energydrinks spülen. Die Wissenschaftler hatten drei Versionen gemixt: Die erste Version enthielt den Vielfachzucker Maltodextrin, die zweite den Einfachzucker Glukose. Das dritte Getränk war ein Placebo und enthielt lediglich den Süßstoff Saccharin. Alle drei Varianten wurden anschließend mit Hilfe von Süßstoff auf den gleichen Geschmack gebracht.
Die Probanden durften die Getränke nicht schlucken und nahmen dadurch auch keine zusätzlichen Kalorien zu sich. Doch schon das Spülen mit den beiden zuckerhaltigen Varianten führte zu einer signifikanten Leistungssteigerung: Die Sportler absolvierten den Parcours schneller, ohne sich dabei angestrengter zu fühlen.
Da nur die zuckerhaltigen Getränke die Leistung verbesserten, schlossen die Forscher aus, dass der Geschmack die Ursache für die Steigerung war. Um der genauen Wirkungsweise auf die Spur zu kommen, machten sie mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) die Hirnaktivitäten der Sportler sichtbar: Kurz nachdem die Energydrinks in den Mund der Probanden gelangt waren, wurden Hirnregionen aktiv, die für Belohnung und Motorik zuständig sind.
Dadurch empfinden die Probanden die Anstrengung als geringer, als sie eigentlich sei, folgern die Forscher. Die Beobachtungen ließen auf spezielle Kohlenhydratrezeptoren im Mund schließen und unterstützten zudem die sogenannte Central-Governor-Theorie: Nach dieser begrenzen nicht Muskeln, Herz oder Lunge die Leistungsfähigkeit, sondern vor allem das Gehirn.
Edward Chambers (Universität Birmingham) et al.: Journal of Physiology, Onlineveröffentlichung doi: 10.1113/jphysiol.2008.164285 Journal of Physiology ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht