Wer mit neuen Beschwerden zu seinem Hausarzt geht, wird ganze 51 Sekunden länger behandelt als Patienten mit bereits bekannten Problemen. Das gilt aber nicht für Deutschland: Hier erhalten Patienten deutlich weniger Sekunden für ein neues Leiden, berichten belgische Forscher im „British Medical Journal“ (Bd. 325, S. 472).
Die Wissenschaftler von der Universität Ghent wollten wissen, wie viel Zeit Europas Hausärzte ihren Patienten widmen. Dazu haben sie in sechs Staaten mehr als 3600 Arztbesuche auf Video festgehalten. Die anschließende Analyse ergab, dass eine europäische Konsultation im Durchschnitt 10,7 Minuten dauert. Die meiste Zeit nehmen sich die Ärzte in Belgien und der Schweiz. Arztbesuche in den Niederlanden und England sind dagegen deutlich kürzer. Am schnellsten verließen jedoch Spanier und Deutsche die Praxen.
Stadtärzte lassen sich im Durchschnitt 1,5 Minuten mehr Zeit als ihre Kollegen auf dem Land, fanden die Forscher außerdem. Patientinnen erhalten zudem eine Minute mehr als Männer. Am längsten blieben jedoch Patienten mit psychischen Problemen bei ihrem Arzt sitzen. Die meiste Aufmerksamkeit widmen die Ärzte demnach Stadtfrauen mit psychischen Problemen, schreiben die Forscher.
ddp/bdw – Andreas Wawrzinek
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