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Stadtgärten sind „Schlaraffenland“ für Insekten

Erde|Umwelt

Stadtgärten sind „Schlaraffenland“ für Insekten
Garten
Stadtgärten sind wichtige Nektarlieferanten für Insekten. (Bild: Nicholas Tew)

Nektar ist für viele Insekten eine wichtige Futterquelle – auch und gerade in der Stadt. Wie sich nun zeigt, sind dabei private Stadtgärten für die Insekten wichtiger als gedacht. Denn in städtischen Gebieten wird durchschnittlich 85 Prozent des Nektars in den Privatgärten produziert – vor allem von nicht-heimischen Pflanzenspezies. Damit spielt die Gestaltung der Gärten eine entscheidende Rolle für den Insektenschutz.

Insekten sind für die Bestäubung der meisten Pflanzen unverzichtbar und eine wichtige Nahrung für unzählige Vögel und Kleinsäuger. Doch seit einiger Zeit registrieren Forscher einen starken Rückgang vieler wichtiger Bestäuberinsekten, darunter Schmetterlingen, Käfern und Bienen. Eine der Ursachen für den Schwund ist Futtermangel, da immer mehr Nahrungsquellen der Insekten aufgrund der intensiven Landwirtschaft und der Ausdehnung der Städte verschwinden.

Wie viel Nektar gibt es in Städten?

Während es bereits Daten zu den noch bestehenden Nektarressourcen in ländlichen Landschaften gibt, fehlen solche Messungen jedoch für städtische Gebiete. Deshalb hat nun ein Forscherteam um Nicholas Tew von der University of Bristol das Nektarangebot in Städten und Gemeinden erforscht. „Obwohl die Menge und Vielfalt des Nektars auf dem Land gemessen wurde, war dies in städtischen Gebieten nicht der Fall, also beschlossen wir, dies zu untersuchen“, erklärt Tew.

Dafür dokumentierten die Forscher zunächst die Blütenzahl und -menge in den vier britischen Städten Bristol, Edinburgh, Leeds und Reading. Zudem entnahmen sie von mehr als 3.000 Blüten von fast 200 Pflanzenarten mit einem feinen Glasrohr den Blütennektar, um die Nektarproduktion festzustellen. Mit einem Refraktometer, das misst, wie stark sich das Licht beim Durchgang durch eine Lösung bricht, ermittelten sie zudem die Zuckerkonzentration des Nektars. Die Daten verglichen sie zunächst mit bereits bestehenden Werten vom Ackerland und von Naturschutzgebieten und schließlich bewerteten sie die räumliche Verteilung vom Nektarzucker innerhalb der Städte.

Beim Vergleich fiel zunächst auf, dass sich die Menge des zur Verfügung stehenden Nektarzuckers nicht signifikant zwischen den drei Landschaftstypen unterschied. Jedoch stellten die Forscher fest, dass die Vielfalt des Nektars je nach Standort unterschiedlich war. „Wir haben herausgefunden, dass das Nektarangebot in städtischen Landschaften vielfältiger ist, also von mehr Pflanzenarten stammt, als auf dem Ackerland und in Naturschutzgebieten“, erklärt Tew. „Und dieses urbane Nektarangebot wird entscheidend von privaten Gärten unterstützt.“ Überraschend ist dies unter anderem deshalb, weil in solchen Gärten zu über 80 Prozent nicht-heimische Zierpflanzen gepflanzt werden. Wie die neuen Daten enthüllen, stellen sie entgegen früheren Annahmen eine wichtige Nektarquelle für die heimischen Insekten in Städten dar.

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Schon drei Gärten liefern genug Nektar für tausende Bienen

Und die Gärten bieten nicht nur eine große Pflanzenvielfalt, sondern sind sogar die bei weitem größte städtische Nahrungsquelle für bestäubenden Insekten, so die Wissenschaftler. „Gärten sind so wichtig, weil sie den meisten Nektar pro Flächeneinheit produzieren und die größte Fläche in den von uns untersuchten Städten einnehmen“, erklärt Tew. Denn fast ein Drittel der Fläche in den Städten bestand aus Hausgärten, was sechsmal so viel wie die Fläche von Parks und 40-mal so viel wie die von Kleingärten ist. Auf der Fläche der Privatgärten wird laut den Messungen durchschnittlich 85 Prozent des Nektars produziert. Allein in drei Gärten fand sich im Durchschnitt täglich etwa ein Teelöffel der Zuckerlösung, die die Bestäuber zur Energiegewinnung trinken. Das reicht aus, um zum Beispiel Tausende von Bienen zu versorgen. „Wir haben erwartet, dass private Gärten in Städten eine reichhaltige Nektarquelle sind, aber wir haben nicht erwartet, dass das Ausmaß der Produktion so überwältigend sein würde“, resümiert Tew.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen die zentrale Rolle, die die Gärten bei der Förderung der Artenvielfalt in städtischen Gebieten spielen“, so der Wissenschaftler. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass neue Wohnsiedlungen Gärten einschließen, und auch für Gärtner ist es wichtig, dass sie versuchen, ihre Gärten so gut wie möglich für Bestäuber zu gestalten“, erklärt Tew. Dazu gehört etwa, dass sie statt zu pflastern oder Terrassen anzulegen, nektarreiche Blumen pflanzen, wobei vom frühen Frühling bis zum späten Herbst immer etwas blühen sollte. Zudem rät der Forscher dazu, dass Rasenflächen seltener gemäht werden, damit Löwenzahn, Klee und Co. wachsen können und dass auf Pestizide verzichtet wird. „Gärten sollten nicht isoliert betrachtet werden – stattdessen sind sie ein Netzwerk von Ressourcen, die wertvolle Lebensräume und Vorräte bieten, wenn sie mit Blick auf Bestäuber gepflegt werden“, sagt Stephanie Bird von der Royal Horticultural Society abschießend.

Quelle: University of Bristol, Fachartikel: Journal of Ecology, doi: 10.1111/1365-2745.13598

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