Diese These wird auch durch die neuen Ergebnisse gestützt, berichten Michael Spivey und seine Kollegen. Die Wissenschaftler hatten 42 Freiwillige gebeten, mit einem Mauszeiger auf verschiedene, auf einem Monitor abgebildete Objekte zu zeigen. Pro Test standen dabei immer zwei Gegenstände zur Auswahl. Hatten die Namen der Objekte keine Ähnlichkeit miteinander, wie beispielsweise “Kabel” und “Jacke”, führten die Testteilnehmer den Cursor sofort und auf einem geraden Weg zum entsprechenden Objekt, beobachteten die Forscher. Waren jedoch Gegenstände mit ähnlich klingenden Namen wie “Kabel” und “Karte” abgebildet, reagierten die Probanden deutlich langsamer und führten den Mauszeiger mehrmals zwischen den beiden Darstellungen hin- und her.
Wäre jedes Wort eine vollständige Wahrnehmungseinheit, hätten die Probanden immer sofort auf ein Bild zeigen und im Fall eines Irrtums ihre Auswahl anschließend korrigieren müssen, schreiben die Forscher. Da sie jedoch während der Wahrnehmung des Wortes zögerten und die getroffene Wahl bereits zu diesem Zeitpunkt verändern konnten, müsse die Sprachwahrnehmung auf einem dynamischen Prozess basieren. Bei einem solchen Mechanismus gebe es dann nicht nur “falsch” und “richtig”, sondern auch Werte dazwischen.
Michael Spivey (Cornell-Universität, Ithaca) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0503903102