Amerikanische Forscher haben menschliche Stammzellen aus dem Knochenmark in geschädigte Hirnregionen von Ratten verpflanzt. Die Tiere waren nach einem Schlaganfall nicht mehr in der Lage, ihre Beine normal zu bewegen. Einige Wochen später konnten sie ihre Vorder- und Hinterbeine wieder benutzen, berichten die Forscher des Stem Cell Institute an der University of Minnesota in der Märzausgabe des Fachblatts „Experimental Neurology“.
Im vergangenen Jahr war es der Institutsleiterin Catherine Verfaillie gelungen, so genannte „multipotente adulte Vorläuferzellen“ (MAPCs) aus Knochenmark zu züchten (siehe
Ticker-Meldung vom 24.01.02). Diese ließen sich wie embryonale Stammzellen in Nervenzellen und verschiedene andere Zelltypen umwandeln. In der jetzt veröffentlichten Arbeit wollten Walter Low und seine Mitarbeiter nachweisen, ob die Zellen auch dazu fähig sind, die Funktion abgestorbener Hirnzellen zu übernehmen.
Die Forscher übertrugen MAPCs in das Gehirn von Ratten, die sich wegen einen sieben Tage zuvor erfolgten Hirnschlag nicht mehr richtig bewegen konnten. Einige Wochen später hatte sich die Bewegungsfähigkeit der Tiere deutlich verbessert, und aus den transplantierten Zellen waren Neuronen und verschiedene Gliazellen entstanden. „Die Knochenmarkszellen waren fähig, sich in typische Gehirnzellen umzuwandeln und die zuvor gestörte Hirnfunktion wiederherzustellen“, sagt Low. Bevor erste Versuche am Menschen durchgeführt werden könnten, seien aber noch zahlreiche weitere Tests notwendig.
„Im nächsten Schritt wollen wir bestimmen, wie viel Zeit nach einem Schlaganfall vergehen darf, damit die Stammzelltransplantation noch wirksam ist“, sagt Low. Auch wie lange die Knochenmarkszellen nach ihrer Umwandlung in Nervenzellen funktionstüchtig bleiben, sei noch nicht geklärt.
Joachim Czichos