Tagsüber hören junge Vögel dem Gesang ihrer Eltern zu und probieren selber zu singen. Nachts sind sie still, doch ihre entsprechenden Gehirnnerven seien genauso aktiv wie beim Tagesgesang, meinen die Forscher. Mit einem Miniaturgerät untersuchten die Wissenschaftler die Aktivität einzelner, auf das Singen spezialisierter Gehirnnerven bei vier jungen Zebrafinken.
Die Forscher zeichneten die Gehirnaktivitäten der Jungvögel auf: Tagsüber beim Singen, nachts, während die Vögel schliefen, und nachts während ihnen beim Schlafen ihre eigenen Gesänge vorgespielt wurden. Während die Vögel tagsüber sangen, zeigten die Nerven ein bestimmtes Aktivitätsmuster. Während sie in Ruhe oder beim Hören ihres eigenen Gesanges schliefen, waren die Nerven beinahe genauso aktiv, als würde der Vogel selber singen. „Wir glauben, dass die Vögel vom Singen träumen. Sie können anscheinend speichern, welche Nerven tagsüber beim Singen aktiv sind und proben dann nachts“, sagt Daniel Margoliash.
Da ist eine kurze Verzögerung zwischen der Aktivität der Nerven und dem Zeitpunkt, wenn der Vogel sich selber hört. Während der Vogel den Gesang hört, „produzieren“ die Neuronen bereits den nächsten Ton. So könne der Vogel nicht die „richtigen“ Muster neuronaler Aktivität lernen, meinen die Forscher, und da spiele die Nacht eine wichtige Rolle. „Es scheint, dass der Vogel lernen kann, indem er das Gesangsmuster tagsüber speichert und nachts lernt, wenn er das Problem der Zeitversetzung nicht mehr hat.
Als nächstes wollen die Forscher untersuchen, was passiert, wenn das nächtliche Wiederholen des Gesanges unterbrochen wird. „Wenn wir bei Vögeln beschreiben können, welche Rolle der Schlaf für das Lernen spielt, können wir daraus Schlüsse für den Spracherwerb beim Menschen ziehen.“, sagt Margoliash. Gesangserwerb wird oft als Modellsystem für den Spracherwerb bei Menschen benutzt.
Bettina Bandel und Science