Verkümmerte Muskeln in den Unterschenkeln von Pferden dämpfen die Wucht ihrer Sprünge beim Galopp. Der Aufprall auf den Boden wird gemindert, indem diese zu „federähnlichen“ Sehnen umgebildeten Muskeln wie eine Sprungfeder den Schwung abfangen, berichten britische Biologen in der Fachzeitschrift „Nature“ (Bd. 414, S. 896).
Bisher hatten Wissenschaftler vermutet, dass die verkümmerten Muskeln keine besondere Funktion mehr hätten. Nun hat das Team um Wilson herausgefunden, dass diese Muskeln und Sehnen ein ähnliches ausgeklügeltes System bilden, wie es Ingenieure beim Brückenbau und auch in Robotern zum Dämpfen von auftretenden Kräften verwenden. Indem die Stoßenergie darin gespeichert und weiterverwendet wird, sparen die Tiere auch Muskelkraft.
Die Forscher um Alan Wilson vom Royal Veterinary College in Hatfield haben die Kräfte analysiert, die bei den Bewegungen des Pferdes auftreten. Dabei beobachteten sie, dass das Pferdebein ein hochspezialisiertes Federungssystem ist, das in der Lage ist, unglaublich große Mengen an Stoßenergie aufzunehmen.
„Diese Studie macht uns nachdenklich, ob auch andere verkümmerten Reste wie etwa der menschliche Blinddarm wirklich so nutzlos sind, wie sie scheinen“, sagt R. McNeill Alexander, Biologe an der Universität Leeds, in einem begleitenden Artikel.
Cornelia Pfaff