Eine Millionen Elektroautos bis 2020 – dieses ambitionierte Ziel hat die Bundesregierung jüngst bestätigt. Mit einer Reichweite von aktuell durchschnittlich 210 Kilometern sind Elektroautos vor allem für kurze Fahrten in Großstädten attraktiv. Doch anders als auf dem Land, wo die eigene Garage leicht mit einer heimischen Ladestation nachgerüstet werden kann, parken die meisten Großstädter auf der Straße. Hier sind sie auf eine flächendeckende, öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen.
Laterne als Tankstelle
Genau hier setzt die Idee der Stromtankstellen an Straßenlaternen an: Laternen sind überall vorhanden und können einfach nachgerüstet werden. Zudem werden sie ohnehin bereits mit Strom versorgt. Falls die Leistung des vorhandenen Beleuchtungsnetzes ausreicht, müssen daher nicht einmal neue Stromleitungen verlegt werden. Elektroautos können so am Wohnort über Nacht oder tagsüber in Arbeitsplatznähe geladen werden.
Forscher der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig haben nun solche Laternentankstellen entwickelt und getestet: Seit Sommer 2016 kommen in Leipzig die ersten Lade-Laternen zum Einsatz. Die Ladestationen sind eingebunden in die 160 Ladepunkte umfassende Ladeinfrastruktur der Leipziger Stadtwerke. Diese stellen den Ladestrom bislang noch allen Nutzern kostenlos zur Verfügung.
Passt für alle gängigen Straßenlaternen
„Die Technologie in den Ladestationen besteht aus modular kombinierbaren Komponenten, die sich an verschiedenste Anwendungssituationen anpassen lassen“, erklärt Projektleiter Andreas Pretschner von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. „Damit sind die Lademodule in alle gängigen Straßenlaternen, aber auch in anderes Stadtmobiliar oder in herkömmliche Ladeboxen integrierbar.“
Für die Kommunikation zwischen Elektroauto, Ladestation und Stromversorger kommen frei nutzbare, standardisierte Protokolle zum Einsatz. Stellt also eine Kommune, ein Stromanbieter oder ein privater Gewerbetreibender eine solche Ladestation auf, kann zwischen verschiedenen Abrechnungsmodellen gewählt werden. Damit ist das Leipziger Laternenparken-System flexibler als ähnliche Konzepte in Berlin und München, die jeweils an die Abrechnungsinfrastruktur eines bestimmten Stromanbieters angepasst sind.
Die Forscher haben die Technologie inzwischen so weit entwickelt und getestet, dass sie zukünftig als marktreifes Produkt zur Verfügung steht: „Andere Kommunen im Umland haben schon Interesse an den Lade-Laternen angemeldet“, berichtet Pretschner. „Daneben erwarten wir für die Zukunft auch eine wachsende Nachfrage von Gewerbetreibenden, beispielsweise von Parkhausbetreibern oder Einkaufszentren.“
Quelle: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig