Amerikanische Forscher haben eine Genmutation gefunden, die maßgeblich zur Entwicklung von Diabetes vom Typ 1 beiträgt. Das Gen SUMO-4 spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Immunsystems. Die von den Wissenschaftlern entdeckte Mutation führt dazu, dass die Immunabwehr überreagiert und die Zellen der Bauchspeicheldrüse angreift. Diese können dann nicht mehr das für den Zuckerstoffwechsel benötigte Hormon Insulin produzieren. Über ihre Ergebnisse berichten Jin-Xiong She und Cong-Yi Wang von der Medizinischen Universität Georgia in Augusta und ihre Kollegen in der Fachzeitschrift Nature Genetics (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/ng1391).
Das Team um She und Wang untersuchte bei knapp 1.000 Familien mit Diabetespatienten, welche Gene von den Eltern an die Kinder weitergegeben worden waren. Dabei entdeckten sie, dass eine natürlich vorkommende Veränderung im SUMO-4-Gen das Risiko für eine
Typ-1-Diabetes erhöht. Kommen von der Mutation Betroffene mit Erregern wie Bakterien oder Viren in Kontakt, die die Immunabwehr ankurbeln, wird die normalerweise ausgewogene Aktivität des Immunsystems außer Kraft gesetzt. Es tritt dann eine Immunantwort ein, bei der auch das eigene Gewebe angegriffen wird.
SUMO-4 enthält die Informationen für einen Eiweißstoff, der die Aktivität eines bestimmten Moleküls kontrolliert, fanden die Forscher. Dieses wiederum reguliert die Produktion spezieller an der Immunabwehr beteiligter Substanzen, so genannter Zytokine. Ist SUMO-4 verändert, wird dieser Regulationsmechanismus aufgehoben. Stattdessen wird die Zytokin-Produktion verstärkt, und die Abwehrstoffe werden direkt auf die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse gerichtet.
Auch bei der Entstehung anderer Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose oder Lupus Erythematodes könnte SUMO-4 beteiligt sein, vermuten She und Wang und ihre Kollegen. Die Forscher untersuchen daher die mögliche Rolle des Gens auch bei diesen Krankheiten.
ddp/bdw ? Cornelia Dick-Pfaff