Australische Forscher haben eine neue Gruppe von Medikamenten zur Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen entwickelt, die weniger Nebenwirkungen haben sollen als Aspirin: Sie verhindern effektiv die Bildung der gefährlichen Blutgerinnsel, die Gefäße verstopfen und zu lebensbedrohlichen Durchblutungsstörungen führen können, ohne dabei die Gefahr von Blutungen zu erhöhen. Die neuen Wirkstoffe greifen nämlich nicht grundlegend in die Vorgänge bei der Blutgerinnung ein, sondern verhindern diese nur unter ganz bestimmten Bedingungen.
Der größte Teil der Schlaganfälle und Herzinfarkte entsteht, wenn Blutgerinnsel ein Gefäß im Herzen oder im Gehirn blockieren. Dadurch wird das umgebende Gewebe nicht mehr mit Sauerstoff versorgt und stirbt ab. Vorbeugend werden daher oft so genannte Thrombozytenaggregationshemmer eingesetzt. Diese Wirkstoffe, zu denen beispielsweise der Aspirinwirkstoff
Acetylsalicylsäure gehört, blockieren verschiedene Enzyme in den
Blutplättchen ? mit der Folge, dass sich diese nicht mehr zusammenlagern und Blutgerinnsel bilden können. Da sich diese Reaktion jedoch nicht auf die gefährdeten Blutgefäße beschränkt, erhöht sich im ganzen Körper das Risiko für Blutungen.
Die neue Wirkstoffgruppe hemmt ebenfalls ein Enzym in den Blutplättchen. Dieses Enzym namens PI 3-Kinase löst jedoch nur dann die Blutgerinnung aus, wenn die Blutzellen mechanisch unter Druck geraten ? ein Mechanismus, der maßgeblich an der Bildung der potenziell gefährlichen Blutgerinnsel in den Gefäßen beteiligt ist. Wird nun die PI 3-Kinase blockiert, hat das keine Folgen für die Blutgerinnung nach Verletzungen, verhindert aber effektiv das Zusammenklumpen des Blutes in den Gefäßen.
In Tierversuchen haben sich die neuen Medikamente bereits bewährt, berichten die Wissenschaftler. Auch die ersten klinischen Tests sind nach Angaben der Pharmafirma Cerylid, die die Medikamente mit entwickelt, bereits vielversprechend verlaufen. Ende dieses Jahres wollen die Forscher mit größeren klinischen Studien beginnen.
Shaun Jackson et al.: Mitteilung der Monash-Universität, Prahran; Nature Medicine, Online-Vorabveröffentlichung, doi:10.1038/nm1232
ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel