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Supergen macht Mäuse zu Migranten

Erde|Umwelt

Supergen macht Mäuse zu Migranten
Hausmaus
Hausmaus in einer Scheune (Foto: Anna-av/ iStock)

Hausmäuse bleiben nicht immer in ihrer heimischen Sippe: Einige Jungmäuse werden von der Wanderlust gepackt und können dann in ganz neue Populationen und Gebiete wechseln. Jetzt haben Forscher herausgefunden, dass dabei ein „Supergen“ eine entscheidende Rolle spielt. Dieses macht Mäuse zu besonders ruhelosen Migranten und sorgt so dafür, dass sich diese Gen-Ansammlung immer weiter ausbreitet. Das könnte man künftig ausnutzen, um die unkontrollierte Ausbreitung invasiver Mäuse zu unterbinden.

Die Hausmaus (Mus musculus domesticus) ist schon seit gut 15.000 Jahren ein enger Begleiter und Nutznießer des Menschen. Als unsere Vorfahren begannen, sesshaft zu werden und dann zu Bauern wurden, etablierte sich die Hausmaus als unser Mitbewohner und verdrängte nahezu alle andern Mäusearten aus unserem unmittelbaren Umfeld. Heute kommen die Hausmäuse nahezu auf der ganzen Welt vor – die Allesfresser hausen überall dort, wo Menschen leben.

Was macht eine Jungmaus zum Migranten?

Wächst eine junge Maus in einer Gruppe auf, bleibt sie häufig in dieser Population – aber nicht immer. Einige Jungmäuse werden zu Migranten und wandern in andere Gruppen oder sogar ganz neue Gebiete aus. Unter bestimmten Bedingungen können diese „Wandermäuse“ zu einer echten Plage werden. Vermehren sich diese Mäuse nämlich unkontrolliert an Orten, an denen sie nicht heimisch sind, so kann dies das gesamte Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen.

Um herauszufinden, was Jungmäuse zu Wanderern macht, haben nun Jan-Niklas Runge von der Universität Zürich und seine Kollegen ihre Forschung in eine Scheune nahe Zürich verlegt. Denn dort leben vier Gruppen von Hausmäusen, bei denen sie acht Jahre lang das Kommen und Gehen der Jungtiere beobachtet haben. Zusätzlich führten die Wissenschaftler Genanalysen durch, um herauszufinden, ob es erbliche Faktoren gibt, die einige Jungtiere „wanderlustiger“ als andere machen.

„Egoistische“ Gene treiben Jungmäuse hinaus

Und tatsächlich: Wie die Forscher ermittelten, wechseln Hausmäuse, die ein bestimmtes egoistisches „Supergen“ in sich tragen, deutlich häufiger die Population als ihre Artgenossen. Dieses Supergen, der sogenannte t-Haplotyp, ist ein Komplex aus mehreren gemeinsam vererbten Genen, die sich besonders rabiat im Erbgut durchsetzen: „Dieses Supergen verschafft sich gegenüber anderen Genen einen unfairen Vorteil bei der Vererbung“, erklärt Runge. Denn Spermien, die das Supergen tragen, vergiften konkurrierende Spermien desselben Tieres und erhöhen ihre Befruchtungschance dadurch auf 90 Prozent.

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Wie sich nun zeigt, beeinflusst das Supergen aber auch das Verhalten seiner Träger: Träger des t-Haplotyps verließen ihre Gruppe fast 50 Prozent häufiger als Mäuse, die diese Genkombination nicht besaßen. Die Wissenschaftler glauben, dass das Supergen die Mäuse zu Migranten macht, um sich selbst immer weiter auszubreiten und seine Existenz im Genpool zu sichern. Denn nimmt das Supergen in einer Population überhand, kann dies dazu führen, dass es sich selbst auslöscht. So sind beispielsweise Mäuse, die zwei Kopien des Supergens erhalten, nicht mehr lebensfähig.

Hilfreich zur Bekämpfung invasiver Mäuseplagen

„Große Populationen mit viel Konkurrenz um paarungsbereite Weibchen sowie Populationen mit einem hohen Anteil an Trägern des t-Haplotyps sind also eher schlecht für das Supergen“, erklärt Runge. „Die Träger des Supergens wandern deshalb wahrscheinlich aus und schließen sich Populationen an, in denen die Chancen auf Verbreitung besser sind.“ Die Studie belegt damit erstmals, dass ein solches Gen das Migrationsverhalten von Tieren beeinflussen kann.

Das Resultat könnte aber auch dabei helfen, invasive Mäuseplagen in den Griff zu bekommen. Wenn man das Erbgut der Mäuse so manipuliert, dass sie unfruchtbar werden, könnte das Supergen dabei helfen, diese Modifikation möglichst schnell in der Mäusepopulation zu verbreiten. „Unsere Erkenntnisse sind dafür von großer Bedeutung und können dazu beitragen, eine sichere und verlässliche Methode zur Bekämpfung solcher Invasionen zu entwickeln“, hofft Runge.

Quelle: Universität Zürich, Fachartikel: Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, doi: 10.1098/rspb.2018.1333

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