Die zu den Wasserwanzen gehörenden Rückenschwimmer halten sich beim Tauchen wie ein Taucher auf konstanter Höhe im Wasser. Ähnlich wie bei einer so genannten Tarierweste, die der Taucher mit Luft befüllen kann, um seinen Auftrieb zu regulieren, nutzen die Insekten eine Luftblase, die sie an der Wasseroberfläche einsammeln. Aus dieser Blase beziehen sie Luft, und damit das Volumen der Blase während des Tauchgangs konstant bleibt, füllen sie diese immer wieder mit Sauerstoff aus einem speziellen Speicher in ihrem Körper auf. Dazu haben die Insekten eine in der Tierwelt einzigartige Methode entwickelt: Sie speichern den Sauerstoff in dem Eiweiß Hämoglobin, das auch bei warmblütigen Tieren das Gas im Blut durch den Körper transportiert.
Viele Insekten, die im Wasser leben und Luft atmen, tauchen mit Luftblasen. Diese liefern den Tieren entweder direkt Sauerstoff oder dienen als eine Art Kiemen, indem sie aus dem Wasser gelösten Sauerstoff beziehen. Das Volumen der Blasen nimmt während des Tauchens ab, da die Insekten Sauerstoff aufnehmen und Kohlendioxid und Stickstoff in das umgebende Wasser wandern. Deshalb ist die Tauchzeit für die meisten tauchenden Insekten begrenzt, so dass sie nach einer gewissen Zeit an die Wasseroberfläche müssen.
Wissenschaftler hatten schon länger vermutet, dass Hämoglobin eine Rolle bei der Kontrolle des Auftriebs von Rückenschwimmern spielen muss. Nun konnten die Forscher Philip Matthews und Roger Seymour von der Universität von Adelaide den Auftrieb und den Sauerstoffgehalt der Luftblasen mit einem neuen Verfahren erstmals direkt messen. So konnten sie erklären, wie die Rückenschwimmer sich mehrere Minuten lang in konstanter Tiefe schwebend aufhalten können, indem sie die Blase mithilfe von Sauerstoff aus dem Hämoglobin immer wieder auffüllen.
Rückenschwimmer sind weit verbreitete tauchende Insekten und kommen in allen Erdteilen vor. Sie sind die einzigen Insekten, die in ihrem gesamten Lebenszyklus Hämoglobin nutzen und die auch als erwachsene Tiere im uferfernen freien Wasser leben.
Philip Matthews und Roger Seymour ( Universität von Adelaide, Australien): Nature, Bd. 441, S. 171 ddp/wissenschaft.de ? Beate Förster