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Tod in der ersten Blüte

Erde|Umwelt

Tod in der ersten Blüte
Wanderer haben im Nordwesten Madagaskars eine Riesenpalme entdeckt, die sich nach ersten Erkenntnissen selbst zu Tode blüht. Die zu den größten bekannten Blütenpflanzen der Welt zählende Palme bildet am Ende ihres langen Lebenszyklus am oberen Stammende einen sehr großen Blütenstand mit Hunderten von Einzelblüten aus, von denen jede eine Frucht hervorbringen kann. Insekten und Vögel umschwärmen bald die von Nektar tropfenden Früchte, während die Mutterpflanze, die ihre gesamten Nährstoffreserven in die Bildung der Blüten und Früchte gesteckt hat, langsam zugrunde geht. Der Botaniker John Dransfield von den Royal Botanical Gardens beschreibt die neue Gattung im Magazin „Botanical Journal of the Linnean Society“.

Achtzehn Meter hoch, ein massiver Stamm und Palmwedel, die einen Kreis mit dem Durchmesser von fünf Metern bilden, dazu ein riesiger Blütenstand: Als Dransfield die Bilder sah, die das auf Madagaskar lebende Ehepaar Metz von seinem Fund gemacht hatte, wusste er sofort, dass er etwas vor sich hatte, was in seiner Bedeutung mit der Wiederentdeckung des Fingertiers im Jahr 1961 zu vergleichen war. Zunächst vermutete der Botaniker eine Verwandtschaft der Riesenpflanze mit der Talipot-Palme auf Sri Lanka. Genetische Untersuchungen von Blattproben in einem Labor der Royal Botanical Gardens ergaben dann aber, dass sie zu den Chuniophoeniceen, einer Unterfamilie der Arecaceen, gehört. Die nächsten Verwandten wären damit in China, Thailand und Arabien zu finden.

Wie viele Exemplare der Palme es auf der Insel gibt, ist unklar. Botaniker gehen davon aus, dass weniger als hundert existieren, auch weil die Palme hohe Ansprüche an ihren Standort zu stellen scheint: Das neu entdeckte Exemplar steht am Fuße eines Kalksteinüberhangs in der Hügellandschaft des Analalava-Distrikts, wo acht Monate im Jahr kein Regen fällt und die durchschnittliche Temperatur 27 Grad Celsius beträgt. Der Boden ist tiefgründig und fruchtbar und wird saisonal überflutet. Das zum Fundort nächstgelegene Dorf hat deshalb schon ein Komitee zum Schutz der Palme gegründet und eine Streife zur Sicherung der Gegend aufgestellt. In Zusammenarbeit mit den Royal Botanical Gardens und der Millennium Seed Bank soll im Weiteren eine Strategie zum Verkauf der Samen entwickelt werden, um den Schutz zu finanzieren und gleichzeitig eine weite Verbreitung der Palme in botanischen Gärten und Pflanzenzüchtungen zu gewährleisten.

John Dransfield (Royal Botanical Gardens, Kew): Botanical Journal of the Linnean Society, Band 156 ddp/wissenschaft.de ? Livia Rasche
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