Bislang sind sich Psychologen nicht einig, ob der Mensch überhaupt in der Lage ist, sein Gedächtnis aktiv zu manipulieren. Die nun veröffentlichten Experimente belegen, dass zumindest gesunde Versuchspersonen unangenehme Erinnerungen in einem gewissen Maß kontrollieren können. Wie die Messung ihrer Gehirnaktivität zeigt, werden dabei nacheinander spezielle Teile des Gehirns ausgeschaltet. Zuerst unterdrückt der Frontallappen Hirnregionen, die Erinnerungen an Sinneseindrücke unterstützen. Versuchen die Teilnehmer weiterhin, ihre Erinnerungen zu verdrängen, blockiert der Frontallappen dann weitere Gedächtnisprozesse.
Noch ist nicht bekannt, auf welche Weise und wie stark sich ein traumatisches Erlebnis, zum Beispiel ein schwerer Autounfall, in das Hirn einbrennt. Die Wissenschaftler hoffen nun jedoch, mithilfe ihrer Erkenntnisse und weiteren Versuchen neue Ansätze zur Behandlung emotionaler Störungen zu finden. Bisher hatte sich die Suche nach Behandlungsansätzen auf Wirkstoffe konzentriert, mit denen sich gezielt Erinnerungen löschen lassen. Die neuen Erkenntnisse zeigen nun, dass möglicherweise auch Therapien auf der Basis eines Trainings erfolgreich sein könnten. Studienleiter Brendan Depue vermutet allerdings, dass Betroffene tausendmal üben müssen, um solche Erinnerungen zu unterdrücken.