Möglicherweise hat eine PTSD jedoch zusätzlich noch langfristige Auswirkungen auf das Gedächtnis, legen nun die Ergebnisse von Rachel Yehuda und ihrem Team vom Mount-Sinai-Krankenhaus in New York nahe. Die Forscher hatten in ihrer Studie die Gedächtnisleistung von drei Gruppen von Freiwilligen verglichen: Überlebende des Holocaust mit bestehender PTSD, Überlebende mit überwundender PTSD und eine Kontrollgruppe, die keine traumatische Vergangenheit hatte. Bereits im Alter von 67 zeigten sich bei allen Holocaustüberlebenden Gedächtniseinschränkungen, die sich mit der Zeit weiter steigerten, zeigte die Auswertung. Im Alter von 72 erreichten die Probanden in Erinnerungstests schließlich Werte, wie sie sonst typisch für über Achtzigjährige sind.
Eine PTSD in der Vergangenheit scheint demnach Folgen in der Zukunft zu haben ? ähnlich wie ein Sonnenbrand in der Jugend, der später zu Hautkrebs führt, interpretiert Studienleiterin Yehuda die Ergebnisse. Wie diese Spätfolgen ausgelöst werden, kann sie noch nicht sagen. Dass die Gedächtnisstörungen bei den Holocaustüberlebenden eine andere Ursache als die PTSD haben könnten, wie beispielsweise eine extreme Mangelernährung, hält sie jedoch für unwahrscheinlich: In einem solchen Fall müssten alle möglichen kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt sein, argumentiert sie. In der Studiengruppe war jedoch hauptsächlich die Fähigkeit betroffen, sich Assoziationen zu merken ? und für die ist der Hippocampus verantwortlich, eine Hirnregion, von der bereits bekannt ist, dass sie bei PTSD-Patienten ungewöhnlich klein ist.