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Tunnel, Teilchen, Theorien

Erde|Umwelt

Tunnel, Teilchen, Theorien
CERN – Erste Adresse für die Elite der Physiker. Gigantischer Geldfresser oder goldene Investition in die Zukunft? Die Meinungen über das europäische Kernforschungszentrum CERN in Genf sind geteilt. Sicher ist: In der Teilchenphysik ist CERN das Maß aller Dinge.

Wer in Meyrin, 15 Autominuten westlich von Genf, auf der Hauptstraße geradeaus fährt, überschreitet die Grenze nach Frankreich. Wer 100 Meter vor dem Schlagbaum links abbiegt, landet im Niemandsland. Niedrige Bürogebäude und Werkstätten im Betoncharme der siebziger Jahre, scheinbar planlos auf das Gelände von der Größe einer Kleinstadt gewürfelt. Aus schmucklosen Büros, wie Perlen an endlosen Korridoren aufgereiht, dringen englische, französische, italienische und deutsche Sprachfetzen, die sich bei näherem Hinhören zu physikalischem Fachkauderwelsch verdichten.. Das Centre Européen pour la Recherche Nucléaire, von den Einheimischen respektvoll „le CERN“ genannt, ist die Institution des Unmöglichen: In jahrzehntelang nicht renovierten Büros hausen Techniker, Studenten und Nobelpreisträger, die jährlich gut 1,1 Milliarden Mark ausgeben, um sich in der Welt der Elementarteilchen immer dichter ans Nichts anzuschmiegen.

Wie eine Korona umgeben Dependancen der wichtigsten Firmen aus den Branchen Computer, Meßtechnik, Elektronik, Energietechnik, Supraleiter und Vakuumtechnik das CERN-Gelände – nur deutsche Firmen fehlen. Dabei bringt eine Präsenz große Vorteile: nicht allein wegen potentieller Aufträge, sondern weil am CERN die besten Experten sitzen und ein ständiger Know-how-Fluß aus der Grundlagenforschung in die Industrie stattfindet. Doch gerade dieser Wissensaustausch ist für CERN ein Problem. Denn er ist schlecht in Zahlen faßbar, während die gut 1,1 Milliarden Mark, die von den 19 Mitgliedsstaaten jährlich nach Genf gepumpt werden, wie ein Kainsmal am CERN haften. Deutschland, mit knapp 23 Prozent Anteil am Budget größter Geldgeber, versucht deshalb seit einiger Zeit, an den finanziellen Daumenschrauben zu drehen. Erst im Juli hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine zehnprozentige Kürzung seines CERN-Beitrags angekündigt – ein Spiel, das andere Mitgliedsstaaten angesichts leerer Haushaltskassen gerne mitspielen. Hauptargument: Es fehle der nötige Spin-Off der CERN-Forschung.

Bis zum Jahr 2005 soll der Large Hadron Collider (LHC) in Betrieb gehen, der wichtige ungelöste Fragen der Teilchenphysik klären soll. Lange Zeit stand die Finanzierung des LHC auf der Kippe, bis sich die Mitgliedsstaaten Ende des letzten Jahres einen Ruck gaben und die Gelder für die knapp vier Milliarden Mark teure Teilchenschleuder zusicherten. Die Politiker sahen wohl ein, daß nach dem Aus des gigantischen SSC-Beschleunigers in den Vereinigten Staaten LHC das einzige zukunftsweisende Projekt der Hochenergiephysik ist – und damit eine einmalige Chance für Europa darstellt.

Einwohnern. Das meiste wird zum Kühlen der supraleitenden Magnete benötigt.
Schon heute arbeiten am CERN und an den beteiligten Instituten in ganz Europa mehrere tausend Wissenschaftler an Beschleunigerkomponenten, Detektoren und Software für LHC. Wenn LHC in Betrieb ist, werden allein an einer der drei Nachweisstationen 1500 Physiker auf Higgs-Partikel und supersymmetrische Teilchen lauern. Zum Vergleich: Am Large Electron Positron Colllider (LEP), der gerade für höhere Energien ausgebaut wurde und noch bis 2000 laufen soll, arbeiten an den vier Experimenten „nur“ jeweils 500 Physiker.

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Bernd Müller
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