Um diesen Prozess besser verstehen zu können, untersuchen Tamara Rakić und ihre Kolleginnen aus Jena, welche Faktoren der Kategorisierung zugrundeliegen. Bisher galt die äußere Erscheinung als entscheidend: Die große Mehrzahl der Studien konzentriere sich auf das Aussehen, während der Einfluss der Sprache bisher eher vernachlässigt worden sei, berichtet Rakić. Sie und ihre Kolleginnen Melanie Steffens und Amélie Mummendey konzentrierten sich daher auf letzteres: Sie zeigten freiwilligen Probanden Fotos von Personen, die typisch deutsch oder typisch italienisch aussahen, und ordneten jedem Foto eine schriftliche Bemerkung zu, die angeblich von der abgebildeten Person stammte. Anschließend sollten die Probanden aus dem Gedächtnis die Bemerkungen der richtigen Person zuordnen. Ergebnis: Es kam zwar zu Verwechslungen, aber nur innerhalb der beiden Gruppen – die Probanden ordneten keine der von den italienisch Aussehenden stammenden Aussagen den Deutschen zu oder umgekehrt.
Das änderte sich jedoch, als die Forscherinnen die Bemerkungen den Probanden nicht in schriftlicher Form präsentierten, sondern als Tonaufnahme. Dabei ließen sie jeweils einige der deutsch und der italienisch aussehenden Personen hochdeutsch und andere mit italienischem Akzent sprechen. „Dabei zeigte sich, dass sich die Versuchspersonen bei der Kategorisierung nahezu ausschließlich am gesprochenen Akzent orientierten“, berichtet Rakic. Die Sprache ist demnach die entscheidende Informationsquelle für die Einordnung von Menschen in soziale Kategorien, schließen die Psychologinnen. Diese Entdeckung bestätige auch, dass eine akzentfreie Sprache die entscheidende Schlüsselrolle bei der Integration spiele.