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Üble Ölmassen

Erde|Umwelt

Üble Ölmassen
Zwei US-Forscher haben mit Hilfe von Videomaterial abgeschätzt, wieviel Öl in den letzten Monaten tatsächlich in den Golf von Mexiko geströmt ist: Pro Tag traten demnach zwischen 8,9 und 10,8 Millionen Liter aus dem Leck aus. Insgesamt lag die freigesetzte Ölmenge bei über 699 Millionen Litern. Es handle sich allerdings um eine noch recht grobe Schätzung, allerdings stimmen die Werte recht gut mit den offiziellen Hochrechnungen überein.

Nach einer Explosion auf der Bohrplattform Deepwater Horizon im April dieses Jahres strömte insgesamt 84 Tage lang Öl aus dem Leck-geschlagenen Steigrohr aus. Von Anfang an gestaltete sich die Abschätzung der Mengen als schwierig: Während zuerst etwa 1.000 Barrels pro Tag, etwa 159.000 Liter, im Gespräch waren, wurde die Schätzung später immer wieder nach oben korrigiert. Auch über die Gesamtmenge, die bis zur vorläufigen Versiegelung der Quelle am 15. Juli austrat, herrscht Uneinigkeit. Die aktuellsten Schätzungen gehen von 660 bis 780 Millionen Litern aus.

Diese Zahlen gelten allerdings als unzuverlässig – laut Timothy Crone von der Columbia University in Palisades vor allem, weil nicht klar sei, mit welcher Methode sie berechnet wurden. Er und seine Kollegin Maya Tolstoy hätten daher eine unabhängige Schätzung durchführen wollen, erläutert der Geophysiker. Sie griffen dazu auf eine Methode zurück, die Crone eigentlich für die Untersuchung von Hydrothermalquellen auf dem Ozeangrund entwickelt hatte. Dabei werden hochauflösende Videos eines Gas- oder Flüssigkeitsstroms Pixel für Pixel analysiert, um die Geschwindigkeit des Flusses zu berechnen. Im Fall des Öl-Lecks hätten allerdings lediglich zwei Videosequenzen à je 20 bis 30 Sekunden in einer ausreichenden Auflösung zur Verfügung gestanden: eine aus der Zeit vor dem Abtrennen des defekten Steigrohrs am 3. Juni und eine aus der Zeit danach.

Vor dem Abtrennen traten täglich 56.000 Barrels oder 8,9 Millionen Liter aus, nachher 68.000 Barrels oder 10,8 Millionen Liter, errechneten die Forscher. Nimmt man an, dass knapp 805.000 Barrels von BP abgesaugt wurden, dürfte die freigewordene Gesamtmenge bei 4,4 Millionen Barrels plus/minus 20 Prozent gelegen haben, also zwischen 560 und 839 Millionen Litern. Zum Vergleich: Beim Untergang des Tankers Exxon Valdez im Jahr 1989 wurden knapp 41 Millionen Liter freigesetzt. Die aktuelle Schätzung sei allerdings vor allem wegen des Mangels an Videomaterial noch recht grob, sagen die Forscher. Sie hoffen nun auf weiteres Material, um ihre Abschätzung verfeinern zu können.

Timothy Crone und Maya Tolstoy (Columbia University, Palisades): Science, Onlinevorabveröffentlichung, doi: 10.1126/science.1195840. dapd/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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