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Unausgeschlafene Taktik

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Unausgeschlafene Taktik
Schlafmangel beeinträchtigt die Fähigkeit, spontane Entscheidungen schnell und aus dem Bauch heraus zu treffen, haben US-Forscher gezeigt. Der Grund dafür ist ein Wechsel der Strategie, die das Gehirn für Entscheidungsprozesse verwendet: Es greift nicht mehr zur optimalen, schnellen Variante, sondern verlässt sich auf eine langsamere Taktik, die bei schnellen Entscheidungen deutlich fehleranfälliger ist. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es unter Umständen möglich sein könnte, dieses Umschalten durch Training zu verhindern, schreiben die Forscher um Todd Maddox.

Testkandidaten der Forscher waren 49 Kadetten der Militärakademie West Point im US-Bundesstaat New York. Sie sollten ohne weitere Anweisungen oder Informationen Karten sortieren, die sich in Anzahl, Form und Farbe unterschieden. Ziel der Aufgabe war es, allein anhand des Feedbacks, also einem “richtig” oder “falsch”, die Kriterien herauszufinden, nach denen die Karten geordnet werden sollten. Alle Probanden führten den Test zweimal innerhalb von 24 Stunden durch. 21 der Testteilnehmer durften zwischen den beiden Sitzungen nicht schlafen, den anderen 28 war es erlaubt, sich nach Belieben auszuschlafen.

Das Ergebnis: Die ausgeruhten Probanden verbesserten ihre Trefferquote in der zweiten Runde von 74 auf über 78 Prozent. Die Leistung der Schlafmangel-Gruppe ging dagegen im Schnitt um knapp 2,5 Prozent zurück. Interessanterweise ließen nicht alle müden Probanden gleich stark nach, berichten die Forscher: Besonders ausgeprägt war der Einbruch bei denjenigen, die die Aufgabe beim zweiten Test auf eine andere Art und Weise lösten als beim ersten. Während sie nämlich zuerst wie alle anderen viele Informationen gleichzeitig miteinander verrechnet und so recht schnell die Lösung gefunden hatten, versuchten sie in der zweiten Runde zuviel über das Problem nachzudenken und auf diese Weise eine Regel für die Ergebnisse zu finden.

Aus den Versuchen lasse sich zum einen schließen, dass Menschen, die sich ohnehin eher auf Regeln verlassen, durch Schlafmangel stärker beeinträchtigt werden als andere, so die Forscher. Zum anderen zeigen sie einen interessanten Einblick in die Arbeit des Gehirns: Um die schnelle Strategie anwenden zu können, unterdrückt es offenbar aktiv andere Herangehensweisen, und dieser Block kann nicht mehr aufrecht erhalten werden, wenn Schlafmangel die vorhandenen Ressourcen aufzehrt. Als nächstes muss nun untersucht werden, ob sich der Leistungsabfall durch das Umschalten der Strategien bewusst verhindern lässt, beispielsweise mit Hilfe eines gezielten Verhaltenstrainings etwa für Ärzte, Feuerwehrmänner oder Katastrophenhelfer.

Todd Maddox (Universität von Texas, Austin) et al.: Sleep, Bd. 32, Nr. 11, S. 1439 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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