Die Wissenschaftler ließen adulte Stammzellen aus Fettgewebe bis zu acht Monate lang im Reagenzglas wachsen und pflanzten sie anschließend einigen Testtieren ein. Aus den ältesten dieser Zellen, die sich bis zu 140 Mal geteilt hatten, entwickelten sich bösartige Tumoren. Der Grund dafür könnte sein, dass die Zellen nach einer längeren Kulturzeit damit beginnen, das Enzym Telomerase zu produzieren, vermuten die Forscher. Das macht sie dann praktisch unsterblich, denn die Telomerase verlängert bei jeder Teilung die Enden der Chromosomen, deren Länge normalerweise die Lebenszeit einer Zelle begrenzt.
Momentan laufen erste klinische Studien, in denen adulte Stammzellen unter anderem für die Behandlung von Parkinson, die Nervenregeneration nach Rückenmarksverletzungen und die Wiederherstellung von abgestorbenem Herzmuskelgewebe nach Infarkten eingesetzt werden. Für alle diese Anwendungen werden die Zellen maximal acht Wochen im Labor gezüchtet ? eine Zeit, die nach Ansicht der Wissenschaftler völlig unkritisch ist. Problematisch könnte es ihrer Meinung nach jedoch dann werden, wenn nur sehr wenige Zellen zur Verfügung stehen, die vor einer Transplantation über mehrere Generationen hinweg vervielfacht werden müssen. Auch so genannte Stammzelllinien, die mehrere Jahre lang in Stammzellbanken kultiviert werden sollen, könnten ein größeres Risiko darstellen als bislang angenommen. Studienleiter Antonio Bernad von schätzt, dass von Zellen, die weniger als 60 Teilungen hinter sich haben, keine Gefahr ausgeht. Das müsse jedoch in weiteren Studien genau überprüft werden, kommentiert er.
New Scientist, 23. April, S. 18;
Originalarbeit der Forscher: Antonio Bernad ( Autonome Universität, Madrid) et al., Cancer Research, Bd. 65, S. 3035