Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Unerwartete Entartung

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Unerwartete Entartung
Wenn Stammzellen vor einer Transplantation längere Zeit im Labor gezüchtet werden, können sie im Körper des Empfängers Krebstumoren bilden. Das gilt nicht nur wie bislang angenommen für die embryonalen Alleskönner, sondern auch für die so genannten adulten Stammzellen, haben spanische Forscher entdeckt. Diese unspezialisierten Zellen werden beispielsweise aus Knochenmark oder Fettgewebe von Erwachsenen gewonnen und galten bislang als sehr sicher. Die Studie der Wissenschaftler zeigt jedoch, dass das Gefahrenpotenzial der vielseitigen Zellen noch genauer untersucht werden muss, bevor sie routinemäßig eingesetzt werden.

Von den völlig unspezialisierten embryonalen Stammzellen wissen Forscher bereits seit längerem, dass sie im Körper von Empfängertieren aggressive Tumoren, so genannte Teratome, bilden können. Von adulten Stammzellen, denen nur noch eine begrenzte Anzahl von Spezialisierungsmöglichkeiten offen steht, wurde dagegen bislang angenommen, dass sie auch in ihrer neuen Umgebung nicht entarten. Offenbar gilt das aber nur, solange die Zellen nicht für einen längeren Zeitraum im Labor kultiviert werden, zeigen nun die Ergebnisse der Forscher.

Die Wissenschaftler ließen adulte Stammzellen aus Fettgewebe bis zu acht Monate lang im Reagenzglas wachsen und pflanzten sie anschließend einigen Testtieren ein. Aus den ältesten dieser Zellen, die sich bis zu 140 Mal geteilt hatten, entwickelten sich bösartige Tumoren. Der Grund dafür könnte sein, dass die Zellen nach einer längeren Kulturzeit damit beginnen, das Enzym Telomerase zu produzieren, vermuten die Forscher. Das macht sie dann praktisch unsterblich, denn die Telomerase verlängert bei jeder Teilung die Enden der Chromosomen, deren Länge normalerweise die Lebenszeit einer Zelle begrenzt.

Momentan laufen erste klinische Studien, in denen adulte Stammzellen unter anderem für die Behandlung von Parkinson, die Nervenregeneration nach Rückenmarksverletzungen und die Wiederherstellung von abgestorbenem Herzmuskelgewebe nach Infarkten eingesetzt werden. Für alle diese Anwendungen werden die Zellen maximal acht Wochen im Labor gezüchtet ? eine Zeit, die nach Ansicht der Wissenschaftler völlig unkritisch ist. Problematisch könnte es ihrer Meinung nach jedoch dann werden, wenn nur sehr wenige Zellen zur Verfügung stehen, die vor einer Transplantation über mehrere Generationen hinweg vervielfacht werden müssen. Auch so genannte Stammzelllinien, die mehrere Jahre lang in Stammzellbanken kultiviert werden sollen, könnten ein größeres Risiko darstellen als bislang angenommen. Studienleiter Antonio Bernad von schätzt, dass von Zellen, die weniger als 60 Teilungen hinter sich haben, keine Gefahr ausgeht. Das müsse jedoch in weiteren Studien genau überprüft werden, kommentiert er.

New Scientist, 23. April, S. 18;

Anzeige

Originalarbeit der Forscher: Antonio Bernad ( Autonome Universität, Madrid) et al., Cancer Research, Bd. 65, S. 3035

ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Kas|si|o|pei|um  〈n.; –s; unz.; veraltete Bez. für〉 das chem. Element Lutetium [nach der grch. Sagengestalt Kassiopeia, … mehr

Un|paar|hu|fer  〈m. 3; Zool.〉 Angehöriger einer Ordnung großer, pflanzenfressender Säugetiere mit einer ungeraden Zahl von Zehen: Perissodactyla; Sy Unpaarzeher … mehr

kli|ma|schäd|lich  〈Adj.〉 das Klima schädigend ● Kohlendioxid ist ~

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige