Bereits unmittelbar nach der Hirnschädigung waren die Sprachfähigkeiten des Patienten in seiner Muttersprache Arabisch weniger stark ausgeprägt als im Hebräischen, beobachtete der Neurologe. Zuvor hatte der Mann Hebräisch annähernd genauso gut beherrscht wie Arabisch und im Berufsleben häufig benutzt. Auch im Verlauf einer sprachlichen Reha-Behandlung blieben die Unterschiede zwischen beiden Sprachen weiter bestehen: So erholten sich die Sprachfähigkeiten im Arabischen schneller und waren nach Abschluss der Behandlung weniger stark beeinträchtigt als die Hebräisch-Kenntnisse des Mannes.
„Dass ein zweisprachiger Mensch eine Hirnschädigung erleidet, die genau die Sprachregionen des Gehirns umfasst, ist sehr selten“, sagt Ibrahim. „Daher ist die Untersuchung solcher Fälle von großer Bedeutung ? denn sie gibt Aufschluss darüber, wie Zweisprachigkeit im Gehirn verankert ist.“ Es gebe zwar bereits einige Untersuchungen mit Patienten aus dem englischen und indo-europäischen Sprachraum, jedoch noch keine mit Patienten aus dem semitischen Sprachbereich. „Arabisch und Hebräisch sind sich vom Sprachklang und vom Satzbau her sehr ähnlich“, erläutert Ibrahim. „Daher ist das beobachtete klinische Bild besonders interessant.“
Zwar könne man aus den beobachteten Auffälligkeiten noch kein allgemeines Modell entwickeln, welches den einzelnen Sprachen bestimmte Regionen im Gehirn zuordnet. „Der beobachtete Fall ist jedoch ein wichtiger Schritt auf dem Weg dorthin“, so Ibrahim.