Die Larven der Schlupfwespe Copidosoma floridanum zeigen Familiensinn: Auch bei knappen Nahrungsangebot bekämpfen sich Geschwister nicht gegenseitig. Bislang gingen Verhaltensforscher davon aus, dass die Verwandtschaft weniger zählt, sobald es um das Überleben des einzelnen Individuums geht. Über das disziplinierte Verhalten der Wespen berichten Forscher um Ian Hardy von der Universität von Nottingham in der Fachzeitschrift Nature (Bd.430 S. 676).
Hardy und seine Kollegen erforschten fast zwei Jahre lang das Verhalten der parasitären Wespenart Copidosoma floridanum. Diese legt ihre Eier in die Körper von Raupen. Aus nur einem Ei können sich dabei durch natürliches Klonen bis zu 3.500 Larven entwickeln. Bis auf eine davon, die zur fortpflanzungsfähigen Wespe heranwächst, sind alle anderen Larven steril. Diese Soldatenlarven widmen ihr Leben allein dem Schutz der einzigen Fortpflanzungslarve. Sie greifen jeden Eindringling an, bis sich die Fortpflanzungslarve zur Wespe entwickelt hat und den Wirtskörper verlassen kann.
Die Disziplin der Soldaten ist bewundernswert: Sie attackierten sich
auch dann nicht gegenseitig, als die Wissenschaftler sie hungern ließen. Die Aggression der Soldaten richtete sich ausschließlich gegen fremde Eindringlinge oder nicht nah verwandte Artgenossen, schreiben die Forscher. Zu keinem Zeitpunkt stellten die Insekten ihre eigenen Bedürfnisse über das Gemeinwohl. Die Larven erkennen ihre Verwandtschaft zuverlässig an einer chemisch markierten Körpermembran, vermuten die Wissenschaftler. Diese schützt sie auch vor der Immunreaktion ihres Wirtstieres.
ddp/bdw ? Benjamin Eckenfels