In den früheren Waldgebieten Europas standen die Bäume wahrscheinlich dicht an dicht. Selbst die damaligen Weidetiere Auerochse, Wildpferd, Rotwild und das Wildschwein beeinflussten die Dichte des Waldbestandes nicht wesentlich, fand Fraser Mitchell vom Trinity-College in Dublin heraus. Mitchell hatte frühzeitlichen Pollen aus Irland mit Pollen vom europäischen Kontinent verglichen und keine Unterschiede festgestellt, obwohl in Irland zu damaligen Zeiten zwar Wildschweine, aber keine Weidetiere lebten. Damit gibt der Ökologe der Debatte um das Aussehen früherer Wälder einen neuen Anstoß. Die Ergebnisse veröffentlicht der Wissenschaftler im Fachmagazin Journal of Ecology (Nr. 93, S. 168).
Ein Ziel der Naturschutzpolitik in Europa ist es, den Wald zu schützen und in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Da es jedoch keine unberührten frühzeitlichen Wälder mehr in Europa gibt, entstand unter Wissenschaftlern ein heißer Streit, wie die Urwälder wohl einst aussahen. Prägten früher die grasenden und im Waldboden wühlenden Tiere das Aussehen des Waldes, muss dieser wohl eher heutigen Parklandschaften geähnelt haben. Andererseits könnte auch ein dichter, undurchdringlicher Baumbestand das Leben der Weidetiere dominiert haben und diese zur Anpassung gezwungen haben.
Um dem Aussehen der damaligen Wälder auf die Spur zu kommen, bleibt Ökologen nur die Analyse von frühzeitlichem Pollen, der in Seen und Torfmooren erhalten blieb. Doch wie jeder Heuschnupfengeplagte weiß, trägt der Wind die Pollenkörner über weite Strecken fort. Die Rekonstruktionen können daher ungenau sein, wenn der vorgefundene Pollen aus unterschiedlichen Gegenden hergeweht wurde, schreibt Mitchell. Mit der Analyse von Pollen aus Irland, wo damals keine Weidetiere lebten, und dem Vergleich mit Daten vom europäischen Festland umging Mitchell dieses Problem.
ddp/wissenschaft.de ? Anke Biester