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Verkehrsregeln in der Nase

Erde|Umwelt

Verkehrsregeln in der Nase
Ameisen hinterlassen nicht nur duftende Wegweiser für ihre Artgenossen, sondern auch Stoppschilder: Entdecken sie einen Pfad, der nicht zu einem lohnenswerten Ziel führt, markieren sie dessen Anfang mit einem speziellen Duftsignal, haben britische Forscher um Elva Robinson beobachtet. Nachfolgende Ameisen erkennen dieses Zeichen und machen sich gar nicht erst die Mühe, den uninteressanten Pfad zu erkunden. Diese duftenden Stoppschilder ergänzen nach Ansicht der Wissenschaftler das bereits seit langem bekannte Pheromonsystem, mit dem die sozialen Insekten ihren Artgenossen den besten Weg zu einer Futterquelle oder zurück ins Nest weisen.

Den Verdacht, dass Ameisen nicht nur die wegweisenden, sondern auch abschreckende Duftmarken nutzen, ist nicht neu. Als Robinson und ihre Kollegen nun einige Pharaoameisen bei der Futtersuche beobachteten, erhielt diese jedoch Vermutung neue Nahrung: „Die Ameisen schienen immer schon vor einer Kreuzung zu wissen, dass es manche Wege einfach nicht wert sind, sich damit zu befassen“, berichtet die Studienleiterin.

Um diese These zu testen, ließen die Wissenschaftler ihre Ameisen einige Zeit lang über Papierstreifen laufen, von denen einer hinter einer Gabelung zu einer Futterquelle führte und der andere nicht. Anschließend entfernten die Forscher beide Streifen und legten sie ebenfalls an einer Weggabelung auf den Pfad einer anderen Gruppe von Ameisen. Das Ergebnis war eindeutig: Kein einziges der Tiere wählte den Weg, auf dem der zuvor ins Nichts führende Papierstreifen lag. 71 Prozent entschieden sich für den anderen Pfad und die restlichen drehten an der Gabelung um und liefen zurück zum Nest.

Die Ameisen markierten jedoch offenbar nicht den gesamten Weg, sondern konzentrierten ihr Duftsignal direkt hinter der Gabelung, zeigten weitere Tests. Außerdem war der verwendete Duftstoff flüchtig, so dass die Insekten ihn schon vor der markierten Stelle wahrnehmen und darauf reagieren konnten. In Kombination mit den positiven Duftsignalen dient das Stoppschild nach Ansicht der Forscher wahrscheinlich dazu, die Effizienz bei der Futtersuche zu steigern, indem unrentable Bereiche von vorneherein blockiert werden. Sollten sich diese Ergebnisse bestätigen, könnte eine synthetische Version des Stopp-Pheromons in Zukunft möglicherweise eingesetzt werden, um Ameisen aus Häusern oder von Nahrungsmittellagern fernzuhalten.

Elva Robinson ( Universität von Sheffield) et al.: Nature (Bd. 438, S. 442). ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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