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Viel hilft nicht viel

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Viel hilft nicht viel
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Schwangere haben einen erhöhten Folsäurebedarf. Bild: Ken Hammond, Wikipedia. © USDA.
Der menschliche Körper kann mit höheren Dosen künstlich hergestellter Folsäure nichts anfangen: Die Leber setzt den auch Vitamin B9 genannten Stoff so langsam in die eigentlich benötigte natürliche Form um, dass die erhöhte Zugabe künstlicher Folsäure keine Auswirkungen mehr zeigen kann. Das haben die Pharmakologen Steven Bailey und June Ayling von der Universität von South Alabama in Mobile in einer Studie mit menschlichen Leberzellen herausgefunden. Höhere Dosen als die auch in Deutschland empfohlenen maximal 1.000 Mikrogramm Folsäure pro Tag seien daher wohl nicht sinnvoll, schreiben die Wissenschaftler.

In Deutschland empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Erwachsene, eine Dosis von 400 Mikrogramm Folsäure pro Tag mit der Nahrung aufzunehmen. Für Schwangere und stillende Mütter werden 600 Mikrogramm empfohlen. Frauen, die schwanger werden möchten oder sich in den ersten Schwangerschaftswochen befinden, werden zusätzlich weitere 400 Mikrogramm in Form eines Folsäure-Präparates empfohlen, da dies das Risiko der Bildung eines offenen Rückens und anderer sogenannter Neuralrohrdefekte beim Ungeborenen mindern kann.

Höhere Dosen der synthetischen Folsäure kann der menschliche Organismus wohl auch nicht umsetzen, legen die Ergebnisse der Forscher nahe. Der Grund dafür liegt in einem Enzym namens DHFR. Dieser Hilfsstoff ist in der Leber aktiv und hilft dabei, die künstlich zugegebene Folsäure in eine für den menschlichen Organismus nutzbare Form umzuwandeln. Die Aktivität des Enzyms DHFR in der menschlichen Leber ist extrem begrenzt und zudem bei verschiedenen Menschen individuell sehr verschieden, fanden die Forscher in ihren Tests heraus. Die Wissenschaftler hatten dafür im Labor den Stoffwechsel von sechs Lebern untersucht, die nicht als Spenderorgane für eine Transplantation infrage gekommen waren. Im Vergleich zu den Organen von Ratten setzten die menschlichen Lebern nur weniger als ein Fünfzigstel der Folsäure um, ergaben die Laborexperimente. Die Aktivität von DHFR variierte dabei bei den verschiedenen Organen um etwa das Sechsfache.

Insgesamt ziehen die Forscher aus ihren Daten den Schluss, dass künstliche Folsäure jenseits der empfohlenen Dosis keinen Effekt hat und lediglich zu einem Kreislauf von nicht umsetzbarer Folsäure im Körper führen kann. Dies deckt sich auch mit den Ergebnissen mehrerer Studien, bei denen mit Dosen von bis zu 5.000 Mikrogramm Folsäure pro Tag kein gesundheitlicher Effekt mehr nachzuweisen war.

Steven Bailey und June Ayling (Universität von South Alabama in Mobile): PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.0902072106 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald
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