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Viel Hirnschmalz fürs Unbewusste

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Viel Hirnschmalz fürs Unbewusste
Unbewusstes Lernen ist für das Gehirn genauso aufwändig wie das bewusste Verinnerlichen von Zusammenhängen. Das haben amerikanische und kanadische Psychologen mit einer Reihe von Wahrnehmungstests nachgewiesen. Demnach basieren unbewusste Lernprozesse nicht nur auf der Wahrnehmung und dem Erkennen von Gegenständen, wie bislang angenommen wurde. Vielmehr müssen genau wie beim bewussten Lernen zusätzlich übergeordnete Gehirnsysteme aktiviert werden, die unter anderem für das Abspeichern und Verarbeiten von Eindrücken zuständig sind.

Neben dem bewussten Lernen verinnerlicht das menschliche Gehirn auch unbewusst viele Eindrücke des täglichen Lebens und verfeinert dadurch beispielsweise seine sensorischen Fähigkeiten. Da diese Lernprozesse jedoch stattfinden, ohne dass sie ins Bewusstsein des Betroffenen gelangen, ist die Untersuchung der zugrundeliegenden Mechanismen sehr schwierig. Aus diesem Grund wählten Seitz und seine Kollegen für ihre Studie einen indirekten Ansatz. Grundlage ihrer Tests war ein Phänomen namens “Attentional Blink”: Bei zwei sehr kurz hintereinander gezeigten Bildern sind die meisten Menschen unfähig, das zweite bewusst wahrzunehmen und es sich zu merken.

Diese Aufmerksamkeitslücke spiegelt nach der gängigen Theorie einen Engpass in der Kapazität der höheren Gehirnfunktionen wider: Obwohl auch die zweite Abbildung auf niedrigem Level wahrgenommen und erkannt wird, gelangt sie nicht ins Bewusstsein und steht auch nicht für die spätere Verarbeitung zur Verfügung. Wenn also unbewusste Lernvorgänge lediglich von grundlegenden Gehirnfunktionen abhängen, sollten sie nicht vom Attentional Blink beeinflusst werden, so die These der Forscher. Sind dagegen höhere Systeme beteiligt, müssten die unbewussten Lernprozesse während des Attentional Blinks ausgeschaltet sein.

Um das zu testen, kombinierten die Forscher einige der schnell wechselnden Bilder, die ihre Probanden betrachten sollten, mit sich bewegenden Punkten ? mit einem eindeutigen Ergebnis: Die Bewegungsrichtung der Punkte prägte sich den Testpersonen nur dann ein, wenn sie nicht während des Attentional Blinks gezeigt wurde. Der Kapazitätsengpass der höheren Gehirnfunktionen umfasst demnach tatsächlich auch das unbewusste Lernen, schließen die Forscher. Das bestätige die Theorie, dass das aufmerksame Betrachten eines Objekts gleichzeitig ein diffuses Lernsignal freisetzt, das zum Erlernen unbewusst wahrgenommener Zusatzinformationen führt. Die Wissenschaftler hoffen, mithilfe ihrer Ergebnisse auch andere Lernprozesse besser zu verstehen und damit beispielsweise Therapien für Lernstörungen entwickeln zu können.

Aaron Seitz ( Universität in Boston) et al.: Current Biology, Bd. 15, S. R753 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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