Diese Aufmerksamkeitslücke spiegelt nach der gängigen Theorie einen Engpass in der Kapazität der höheren Gehirnfunktionen wider: Obwohl auch die zweite Abbildung auf niedrigem Level wahrgenommen und erkannt wird, gelangt sie nicht ins Bewusstsein und steht auch nicht für die spätere Verarbeitung zur Verfügung. Wenn also unbewusste Lernvorgänge lediglich von grundlegenden Gehirnfunktionen abhängen, sollten sie nicht vom Attentional Blink beeinflusst werden, so die These der Forscher. Sind dagegen höhere Systeme beteiligt, müssten die unbewussten Lernprozesse während des Attentional Blinks ausgeschaltet sein.
Um das zu testen, kombinierten die Forscher einige der schnell wechselnden Bilder, die ihre Probanden betrachten sollten, mit sich bewegenden Punkten ? mit einem eindeutigen Ergebnis: Die Bewegungsrichtung der Punkte prägte sich den Testpersonen nur dann ein, wenn sie nicht während des Attentional Blinks gezeigt wurde. Der Kapazitätsengpass der höheren Gehirnfunktionen umfasst demnach tatsächlich auch das unbewusste Lernen, schließen die Forscher. Das bestätige die Theorie, dass das aufmerksame Betrachten eines Objekts gleichzeitig ein diffuses Lernsignal freisetzt, das zum Erlernen unbewusst wahrgenommener Zusatzinformationen führt. Die Wissenschaftler hoffen, mithilfe ihrer Ergebnisse auch andere Lernprozesse besser zu verstehen und damit beispielsweise Therapien für Lernstörungen entwickeln zu können.