Schon die Geschwindigkeit des Schalls zu messen, vergrämte die allergrößten Talente. Newton zum Beispiel kämpfte missmutig mit der Realität: Im Experiment wollte einfach nicht herauskommen, was er auf dem Papier errechnet hatte. Weit komplizierter noch war die Sache mit dem Licht.
Galileo Galilei mühte sich mit kläglichen Versuchen: Zwei Männer stehen in der Dunkelheit auf zwei Bergkuppen, der eine enthüllt seine verdeckte Laterne, der andere leuchtet zurück, sobald er das Licht sieht. Dass es auf der Erde gar keine weit genug entfernten Hügel gibt, um die rasende Geschwindigkeit des Lichtes zu messen, das konnte der geniale Italiener noch nicht einmal ahnen.
Mein Opa wäre heute über 100 Jahre alt, genauer 113. Nicht einmal vier- mal so viele Jahre zurückgerechnet ist man schon bei Galilei. Vier „Opa-Zeitspannen“ also reichen, um von Versuchen mit dem schütteren Licht einer Renaissance-Latüchte auf den Hügeln um Pisa zur 27 Kilometer langen Urknall-Maschine bei Genf zu gelangen; vom Ein-Mann-Betrieb mit eigenhändig geschliffener Linse zu einem Projekt mit Tausenden von Wissenschaftlern; vom selbst konstruierten Vorläufer eines Rechenschiebers zu Supercomputern, die Terabytes von Daten analysieren. Und doch sind es immer noch dieselben Fragen: Was ist da draußen im Kosmos? Und warum?
Lesen Sie zum 400sten Jahrestag der Entdeckung der Jupitermonde unsere Porträts von Galileo Galilei und Stéphane Udry (ab Seite 44). Der Schweizer Astronom und Exoplanetenjäger wird offensichtlich nicht verrückt darüber, sich vorzustellen, wie weit so mancher von ihm entdeckte Planet entfernt sein kann: 193 Billionen Kilometer oder 20 Lichtjahre.
Ich stelle mir manchmal vor, ich müsste meinem Opa diese Welt erklären, in der die neuesten Nachrichten vom Teilchenbeschleuniger auf meinem Bildschirm als Mail aufleuchten, in der von 300 Billionen Wasserstoffkernen und 600 Millionen Teilchenkollisionen pro Sekunde die Rede ist. Dann sehe ich ihn Holz hacken und erinnere mich, wie ich damals gestaunt habe, als er mir die Sache mit dem lahmen Schall und dem flotten Licht erklärte.
Viel Spaß beim Lesen unseres neuen Heftes wünscht Ihnen
Ihre
Ilona Jerger, Chefredakteurin