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Viermal Opa rückwärts

Erde|Umwelt

Viermal Opa rückwärts
Von meinem Schüler-Schreibtisch aus konnte ich zusehen, wie mein Großvater auf dem gegenüberliegenden Bauernhof Holz hackte. Vor über 40 Jahren. Und es war nicht schwer zu bemerken, dass die aufblitzende Axt, die meine Augen sahen, eine andere Geschwindigkeit hatte als der laute Schlag, den meine Ohren hörten. Es war wie modernes Tanztheater: Bewegungen losgelöst von der Musik und dennoch Gesetzen folgend, die man intuitiv wahrnimmt, aber nicht auf Anhieb verstehen kann. Bald wurde mir die

Schon die Geschwindigkeit des Schalls zu messen, vergrämte die allergrößten Talente. Newton zum Beispiel kämpfte missmutig mit der Realität: Im Experiment wollte einfach nicht herauskommen, was er auf dem Papier errechnet hatte. Weit komplizierter noch war die Sache mit dem Licht.

Galileo Galilei mühte sich mit kläglichen Versuchen: Zwei Männer stehen in der Dunkelheit auf zwei Bergkuppen, der eine enthüllt seine verdeckte Laterne, der andere leuchtet zurück, sobald er das Licht sieht. Dass es auf der Erde gar keine weit genug entfernten Hügel gibt, um die rasende Geschwindigkeit des Lichtes zu messen, das konnte der geniale Italiener noch nicht einmal ahnen.

Mein Opa wäre heute über 100 Jahre alt, genauer 113. Nicht einmal vier- mal so viele Jahre zurückgerechnet ist man schon bei Galilei. Vier „Opa-Zeitspannen“ also reichen, um von Versuchen mit dem schütteren Licht einer Renaissance-Latüchte auf den Hügeln um Pisa zur 27 Kilometer langen Urknall-Maschine bei Genf zu gelangen; vom Ein-Mann-Betrieb mit eigenhändig geschliffener Linse zu einem Projekt mit Tausenden von Wissenschaftlern; vom selbst konstruierten Vorläufer eines Rechenschiebers zu Supercomputern, die Terabytes von Daten analysieren. Und doch sind es immer noch dieselben Fragen: Was ist da draußen im Kosmos? Und warum?

Lesen Sie zum 400sten Jahrestag der Entdeckung der Jupitermonde unsere Porträts von Galileo Galilei und Stéphane Udry (ab Seite 44). Der Schweizer Astronom und Exoplanetenjäger wird offensichtlich nicht verrückt darüber, sich vorzustellen, wie weit so mancher von ihm entdeckte Planet entfernt sein kann: 193 Billionen Kilometer oder 20 Lichtjahre.

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Ich stelle mir manchmal vor, ich müsste meinem Opa diese Welt erklären, in der die neuesten Nachrichten vom Teilchenbeschleuniger auf meinem Bildschirm als Mail aufleuchten, in der von 300 Billionen Wasserstoffkernen und 600 Millionen Teilchenkollisionen pro Sekunde die Rede ist. Dann sehe ich ihn Holz hacken und erinnere mich, wie ich damals gestaunt habe, als er mir die Sache mit dem lahmen Schall und dem flotten Licht erklärte.

Viel Spaß beim Lesen unseres neuen Heftes wünscht Ihnen

Ihre

Ilona Jerger, Chefredakteurin

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Serie: Hervorragend – Junge Menschen und ihr Engagement
Wissenschaftslexikon

Jung|tür|ken  〈Pl.〉 aus literar.–sprachl. Reformbestrebungen (Unabhängigkeit der türk. Sprache u. Literatur vom Persischen u. Arabischen) hervorgegangene, 1876 gegründete Partei, die eine konstitutionelle Verfassung anstrebte, 1908–1918 Regierungspartei

Ana|mne|se  auch:  Anam|ne|se  〈f. 19〉 1 〈Med.〉 Vorgeschichte einer Krankheit … mehr

Vieh|salz  〈n. 11; unz.〉 mit Eisenoxid rötlich gefärbtes Salz für das Vieh, auch als Streusalz verwendet

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