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Vom unerwarteten Leben und Sterben bösartiger Blutzellen

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Vom unerwarteten Leben und Sterben bösartiger Blutzellen
Eine der häufigsten Leukämiearten entsteht völlig anders als angenommen. Mediziner waren bisher immer davon ausgegangen, dass die veränderten Blutzellen bei der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) unsterblich sind und sich im Verlauf der Krankheit langsam ansammeln. Doch nach den Ergebnissen eines amerikanischen Forscherteams können die Zellen sterben, und sie bilden sich nicht langsam, sondern mit einer hohen Geschwindigkeit. Die Zunahme der Zellzahl kommt demnach dadurch zustande, dass weniger bösartige Zellen sterben, als neue gebildet werden. Das berichten die Wissenschaftler um Nicholas Chiorazzi von der New-York-Universität in der Fachzeitschrift Journal of Clinical Investigation (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1172/JCI200523409).

Bei der CLL sammelt sich eine bösartige Variante bestimmter weißer Blutkörperchen, der so genannten B-Lymphozyten, in Blut, Knochenmark, Lymphknoten und Milz an. Diese Zellen, die sich immer weiter teilen, verdrängen andere Zellen des Immunsystems, ohne jedoch selbst funktionsfähig zu sein. Die Folge sind schwere Immundefekte, durch die der Patient sehr anfällig für verschiedenste Infektionskrankheiten wird. CLL kann in zwei Formen verlaufen: Einige Patienten haben praktisch keine Symptome und leben viele Jahre mit der Krankheit, während sie bei anderen einen akuten, aggressiven Verlauf nimmt, der dringend behandelt werden muss.

Aufgrund des häufig schleichenden Beginns der Erkrankung und der milden Verlaufsformen galt es unter Medizinern als sicher, dass sich die bösartigen Zellen nur sehr langsam bilden und sich dank ihrer Unsterblichkeit nach und nach in den betroffenen Organen ansammeln. Um diese These zu überprüfen, untersuchten Chiorazzi und seine Kollegen die Bildungsrate der Leukämiezellen. Dazu ließen sie 19 Leukämiepatienten täglich eine kleine Menge Wasser trinken, das eine besondere Form von Wasserstoff enthielt. Da dieser so genannte schwere Wasserstoff in die DNA neugebildeter Zellen eingebaut wird, konnten die Forscher so untersuchen, wie schnell neue Leukämiezellen gebildet wurden.

Dabei erlebten sie eine Überraschung: Die bösartigen Zellen entstanden viel schneller, als es nach dem alten Modell zu erwarten gewesen wäre. Außerdem waren sie auch nicht unsterblich, sondern folgten einem für Zellen ganz normalen Kreislauf aus Geburt und Tod. Bei den Probanden mit einem akuten Verlauf der Krankheit war dabei die Geburtsrate der Zellen deutlich höher als bei denen mit einem milden Verlauf ? mit dem Effekt, dass sich die veränderten Zellen immer mehr anreicherten. Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, stünde Medizinern ein neuer Ansatz zur Verfügung, den Verlauf der Krankheit vorherzusagen, schreiben die Forscher.

ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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