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VON BAYERN BIS GALAPAGOS

Erde|Umwelt Gesellschaft|Psychologie

VON BAYERN BIS GALAPAGOS
Die letzten Naturparadiese der Welt sind gefährdet. Wir stellen sechs davon mit ihren Schutzkonzepten vor.

1. DER DEUTSCHE URWALD

Der Nationalpark Bayerischer Wald wurde 1970 als erster deutscher Nationalpark gegründet. Gemeinsam mit dem tschechischen Park Sumava bildet er das mit 240 Quadratkilometern größte zusammenhängende Waldgebiet Mittel- europas. „Natur Natur sein lassen“ ist die Leitidee des Parks. Die Mitarbeiter verzichten weitgehend auf Eingriffe in die natürlichen Prozesse, selbst dann, wenn Gewitterstürme (wie im August 1983), Borkenkäferbefall oder Schneebruch große Waldflächen beschädigen oder vernichten. In diesem Sinne kann man sagen, dass es hier die einzigen echten Urwaldflächen in Deutschland gibt.

Obwohl die Anwohner immer wieder dagegen protestierten, hat sich dieses Naturschutzkonzept im Bayerischen Wald bewährt: So wuchs in den Windwurfflächen ungewohnt reichhaltiger Naturwald heran. Dort leben zahlreiche Wildtiere wie Luchse, Wildschweine, Rotwild, Dachse und Fischotter. Jetzt hoffen Naturschützer, dass sich irgendwann auch wieder Bären und Wölfe ansiedeln, um das natürliche Gleichgewicht der Tierpopulationen zu stabilisieren. Allerdings sieht das die Bevölkerung mit gemischten Gefühlen.

2. EUROPAS WILDNIS IM NORDEN

Das UNESCO-Weltnaturerbe Laponia (9400 Quadratkilometer) in Nordschweden mit seinen Nationalparks Muddus, Sarek, Padjelanta und Stora Sjöfallet wird oft als letzte Wildnis Europas bezeichnet – was nicht ganz stimmt, denn die Region ist auch Kulturlandschaft. Sie ist geprägt von den Samen, die hier seit 7000 bis 8000 Jahren Rentierzucht betreiben. Dennoch ist die Landschaft mit ihren menschenleeren Wäldern, großen Seen und Mooren, Gletschern und Hochgebirgsregionen wilder und ursprünglicher als etwa die Alpen. Weite Gebiete sind noch nicht einmal mit Trampelpfaden erschlossen, geschweige denn mit Straßen. Wanderer begegnen in vielen Gebieten eher halbwilden Rentieren oder Elchen als Menschen. Nur äußerst selten lassen sich Bären oder Wölfe sehen.

Bislang ist Laponia gut erhalten. Damit das so bleibt, wurden strenge Regeln erlassen: Im Nationalpark dürfen weder Zweige abgebrochen noch Pflanzen gepflückt werden, soweit sie nicht dem eigenen Verzehr dienen. Hunde, Pferde, Motorboote und Hubschrauber sind verboten. So ist im Norden noch alles in Ordnung.

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3. YELLOWSTONE: BISONS UND GEYSIRE

Der vielleicht berühmteste und zugleich älteste Nationalpark der Welt ist der Yellowstone-Park in Wyoming, USA. Gegründet 1872, verkraftet er jährlich etwa drei Millionen Besucher, von denen viele mit dem Auto anreisen. Der Park ist mit 8987 Quadratkilometern ähnlich groß wie Korsika. Eine Attraktion ist er vor allem wegen seiner Geysire und heißen Quellen. Ursprünglich war er eher als Vergnügungspark gedacht, den die Besucher auch wegen der Jagdmöglichkeiten schätzten. Bisons waren fast, Wölfe ganz ausgerottet. Heute ist jegliches Töten von Tieren – abgesehen vom Fischen ohne Netz – gesetzlich verboten. Es leben inzwischen um die 4000 Bisons im Park, und auch Wölfe wurden mit großem Erfolg wieder angesiedelt. Die Population beträgt 1500 Tiere. Der Grizzlybär (500 Tiere) steht dagegen auf der Liste der gefährdeten Arten. Nicht zuletzt, weil der Yellowstone-Park dem Bundesstaat enorme Einnahmen beschert, will die Nationalparkverwaltung einen nachhaltigen Tourismus betreiben, bei dem sich Menschen und Tiere möglichst nicht in die Quere kommen: Man versucht recht erfolgreich, die Touristenströme zu kanalisieren. Dafür gibt es Straßen, Hotels und Campingplätze. 4500 Mitarbeiter sorgen für die Einhaltung der Regeln.

4. Risikogebiet GALAPAGOS-INSELN

Die Abgelegenheit des Galapagos-Archipels (14 größere Inseln mit 8010 Quadratkilometern Gesamtfläche, im östlichen Pazifik vor Ecuador) führte dazu, dass hier eine enorme Zahl von endemischen Arten leben. Berühmt ist die Galapagos-Riesenschildkröte. Auch Seelöwen, Echsen und vor allem zahlreiche Vogelarten leben nur hier. Die Inseln sind deshalb ein Traumziel für Biologen sowie Zehntausende von Touristen jährlich. Die einheimischen Fischer interessieren sich eher für Seegurken und Haifische, deren Fang allerdings verboten ist. So kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Anwohnern und Naturschützern. Sogar die angesehene Charles-Darwin-Forschungsstation wurde schon blockiert.

Zudem wird das Ökosystem durch den beginnenden Massentourismus (2006: 145 000 Touristen) zunehmend belastet, nicht zuletzt, weil die Besucher fremde Tier- und Pflanzenarten einschleppen, die sich auf den Galapagos-Inseln mangels natürlicher Feinde stark vermehren können. So gelten mittlerweile gut 60 Prozent der 180 endemischen Pflanzenarten als gefährdet. Die Bestände von Seegurken, Hummern und Zackenbarschen sind sogar zusammengebrochen. Die Regierung Ecuadors erklärte deshalb den Archipel im April 2007 zum ökologischen Risikogebiet, in dem Tourismus und Ansiedlung eingeschränkt werden sollen. Im gleichen Jahr setzte die UNESCO die Inseln auf die Rote Liste der gefährdeten Gebiete des UNESCO-Welterbes.

5. SERENGETI VORERST GERETTET

Als die Regierung Tansanias im Jahr 1951 den Nationalpark Serengeti (14 763 Quadratkilometer) gründete, wurden die Bewohner der Region – die nomadisch lebenden Massai – rigoros umgesiedelt. Dabei bedrohten nicht sie, sondern weiße Großwildjäger die Bestände. Kein Wunder, dass Wilderei in den folgenden Jahren ein großes Problem wurde – vor allem während der landesweiten Wirtschaftskrise in den 1970er-Jahren. Mittlerweile haben die Naturschützer erkannt, dass sie mit den Menschen vor Ort zusammenarbeiten müssen, wenn die Tierwelt erhalten bleiben soll. So wurden mehrere Pufferzonen eingerichtet, in denen die Bewohner am Safaritourismus verdienen können. Diese entwickeln dadurch ein eigenes Interesse am Überleben der Tiere. Heute leben wieder Millionen Gnus, Gazellen, Zebras, Büffel, und natürlich auch Löwen, Giraffen und Elefanten im Park – mehr als zu den Zeiten, als Bernhard Grzimek forderte: „Serengeti darf nicht sterben!“ Doch zugleich locken die verbesserten Lebensbedingungen Zuwanderer an, und der Populationsdruck wächst. Außerdem übertragen die Haustiere der Menschen Krankheiten auf die Wildtiere. Hinzu kommt die Wasserknappheit in der Trockenzeit, die durch den Klimawandel noch verschärft wird.

6. GORILLAS IM NEBEL

Bereits 1994 setzte die UNESCO den 1925 gegründeten Virunga-Nationalpark (14 763 Quadratkilometer, in der Demokratischen Republik Kongo) auf ihre Rote Liste, als Flüchtlingsströme aus dem benachbarten Ruanda in die Region einfielen. Die Menschen holzten in ihrer Not den Wald massiv ab und wilderten. Heute leben noch 20 000 Flusspferde in dem landschaftlich vielgestaltigen Park, der neben Sümpfen und Savannen auch Bergregenwälder und bis zu 5000 Meter aufragende Hochgebirgsvulkane bietet. Berühmt ist er wegen der seltenen Berggorillas im Süden. Doch auch sie sind von Wilderei bedroht. Die Wissenschaftler und Naturschützer des „Karisoke Research Center“ – 1967 von Dian Fossey gegründet – tun ihr Bestes, um die Populationen zu bewahren. Doch die Park-Ranger erhalten häufig monatelang kein Gehalt und müssen sich anders über Wasser halten – keine guten Aussichten für die Gorillas. ■

von Andrea Schuhmacher

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