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Von Männern, Frauen und dem Blick für Kunst

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Von Männern, Frauen und dem Blick für Kunst
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An der Bewertung von Kunst sind bei Männern und Frauen verschiedene Gehirnareale beteiligt.
Schönheit liegt nicht nur im Auge, sondern auch im Geschlecht des Betrachters: Wenn Frauen etwas ästhetisch finden, treten bei ihnen beide Hirnhälften in Aktion, Männer aktivieren hingegen lediglich die rechte Seite. Das hat ein spanisches Forscherteam jetzt gezeigt. Über das Warum können die Wissenschaftler bislang allerdings nur spekulieren. Ihre favorisierte Theorie: Der Unterschied könnte auf die verschiedenen Strategien zurückgehen, mit der die beiden Geschlechter räumliche Informationen verarbeiten. Etwas sicherer sind sich die Forscher hingegen beim Wann: Das Phänomen ist ihrer Ansicht erst entstanden, als sich die Abstammungslinien von Mensch und Schimpanse bereits getrennt hatten.

Schön oder nicht ? diese Frage sollten die jeweils zehn männlichen und weiblichen Teilnehmer der Studie beim Betrachten von Gemälden und Fotos städtischer und ländlicher Szenerien beantworten. Währenddessen zeichneten die Forscher die Gehirnaktivität der Probanden auf, und zwar mit einer Technik namens Magnetoenzephalographie. Bei dieser Methode werden die schwachen Magnetfelder, die mit den elektrischen Pulsen der Nervenzellen im Gehirn einhergehen, über von außen am Schädel angebrachte Elektroden registriert.

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen reagierte das Gehirn auf schöne Motive stärker als auf unästhetische Bilder, zeigte die Auswertung. Zudem gab es einen deutlichen Geschlechtsunterschied: Zwar aktivierten die schönen Gemälde bei beiden Geschlechtern Areale im Scheitellappen des Gehirns, bei Männern beschränkte sich diese Aktivität jedoch auf die rechte Seite, während bei Frauen beide Hirnhälften aktiv wurden. Betroffen waren dabei Regionen, die sich erst relativ spät während der menschlichen Evolution spezialisiert haben ? für die Forscher ein klarer Hinweis darauf, dass es sich bei dem gemessenen Geschlechtsunterschied nicht um ein altes Primatenerbe, sondern um ein für die menschliche Abstammungslinie charakteristisches Phänomen handelt.

Der Unterschied trat erst mit einer Verzögerung von etwa 300 Millisekunden auf, erläutern die Wissenschaftler. Er gehe daher wohl auf eine unterschiedliche Verarbeitung und Beurteilung der Bilder und nicht auf eine unterschiedliche Wahrnehmung zurück. Da sie mit der Verarbeitung von räumlichen Informationen zusammenhänge, spiegele die Abweichung möglicherweise die unterschiedlichen Orientierungsstrategien wider, die die geschlechtsspezifische Aufgabenverteilung in den frühen Jäger-Sammler-Gesellschaften mit sich brachte. Es sei es jedoch auch möglich, dass Frauen schöne Bilder stärker mit sprachlichen Konzepten koppeln und deswegen ihre linke Hirnhälfte, den Sitz des Sprachzentrums, mitbenutzen. Die Forscher wollen der Frage auf jeden Fall weiter nachgehen ? schließlich sei die Entwicklung eines Schönheitssinns einer der zentralsten Punkte der menschlichen Evolution gewesen.

Camilo Cela-Conde (Universität der Balearen, Palma de Mallorca) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0900304106 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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