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Warum die Anfälligkeit für Geisteskrankheiten sexy macht

Erde|Umwelt

Warum die Anfälligkeit für Geisteskrankheiten sexy macht
Bei Künstlern liegen Genie und Wahnsinn ungewöhnlich nah bei einander ? und genau das verleiht ihnen einen außergewöhnlichen Sexappeal. Das schließen zwei britische Psychologen aus einer Studie, in der sie den Zusammenhang zwischen dem Schizophrenierisiko, der Kreativität und dem Erfolg bei der Partnersuche analysiert haben. Ihr Fazit: Genau die Charakterzüge, die einen Menschen anfällig für Schizophrenie machen, erhöhen auch sein kreatives Potenzial, und das garantiert wiederum einen größeren Erfolg beim anderen Geschlecht.

Ausgangspunkt der Studie war ein Effekt namens Darwinsches Paradoxon: Eine Krankheit wie Schizophrenie sollte eigentlich ein evolutionärer Nachteil sein und im Lauf der Zeit verschwinden ? schließlich beeinträchtigt sie das gesamte Leben der Betroffenen, die häufig völlig den Bezug zur Wirklichkeit verlieren, unter Wahnvorstellungen leiden und sich sozial zurückziehen. Tatsächlich tritt Schizophrenie jedoch weltweit auf und betrifft nach Schätzung von Experten etwa ein Prozent der Bevölkerung. Nach der Evolutionstheorie muss demnach die Veranlagung für diese Krankheit mit einer anderen Eigenschaft gekoppelt sein, die dem Betroffenen einen deutlichen Vorteil verschafft.

Dieser Vorteil könnte die große Kreativität sein, die häufig bei so genannten schizotypen Persönlichkeiten zu finden ist, vermuteten die Forscher. Solche Menschen zeigen einige, jedoch nicht alle Kennzeichen eines schizophrenen Charakters, wie ungewöhnliche Denkstrukturen und sehr impulsives und rücksichtsloses Verhalten ? Eigenschaften, die Kreativität begünstigen können. Um diese These zu testen, ließen die Psychologen insgesamt 425 professionelle Kunstschaffende, Hobby-Künstler und eher unkreative Freiwillige einen Fragebogen ausfüllen. Darin wurde nicht nur die Persönlichkeit des Probanden und das Ausmaß seines kreativen Schaffens, sondern auch sein Erfolg beim anderen Geschlecht analysiert.

Das Ergebnis: Je kreativer ein Teilnehmer war, desto ausgeprägter waren seine schizotypen Charaktereigenschaften ? und desto reger war sein Liebesleben. So hatten die kreativsten Künstler beispielsweise im Schnitt bereits deutlich mehr Partner gehabt als ihre unkreativen Altersgenossen. Das galt sowohl für die befragten Frauen als auch für die Männer, schreiben die Forscher. Offenbar ist Kreativität demnach ein entscheidender Faktor bei der Partnerwahl und wiegt die Nachteile, die durch die größere Anfälligkeit für Schizophrenie entstehen, mehr als auf.

Daniel Nettle ( Universität von Newcastle) & Helen Keenoo ( Open University, Milton Keynes): Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2005.3349) ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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