Um das zu untersuchen, entnahmen die Forscher Guppys aus Flüssen des lateinamerikanischen Inselstaates Trinidad, sortierten sie nach ihren Farbmustern und ließen sie wieder in Becken in den gleichen Flussläufen frei. Dabei achteten die Wissenschaftler darauf, dass unter den wieder freigesetzten Fischen bestimmte Farbmuster seltener vertreten waren als andere. Nach drei Wochen fingen die Forscher die Fische wieder ein und registrierten, wieviele und welche Exemplare noch lebten. Das Ergebnis: In jedem Tümpel hatten mehr Tiere aus der Gruppe mit den seltenen Mustern überlebt als aus der mit den häufiger vertretenen Farbvarianten.
Die Fische mit den selteneren Mustern fallen wahrscheinlich durch das Suchraster der Raubtiere, glauben die Forscher. Möglicherweise übersehen die Raubfische die Tiere einfach, weil sie nicht der abgespeicherten Vorlage in ihrem Kopf entsprechen. Dabei reichen anscheinend schon kleinere Abweichungen vom gängigen Erscheinungsbild. Gleichzeitig werden Männchen mit ungewöhnlichen Farbflecken von den Guppyweibchen bevorzugt, hatten bereits frühere Studien gezeigt. Beide Faktoren zusammen sorgen nach Ansicht der Wissenschaftler wohl dafür, dass sich Fische mit seltenen Mustern erfolgreicher vermehren können als ihre gewöhnlich aussehenden Artgenossen. So konnte sich die große Mustervielfalt im Lauf der Evolution erhalten, glauben die Forscher. Ein ähnlicher Effekt ist auch bei Schnecken und Spinnen bekannt.