Menschen bekommen graue Haare, wenn die Zahl bestimmter Stammzellen in ihrer Haut abnimmt und wenn sich diese nicht mehr richtig entwickeln. Das fanden Emi Nishimura vom Kinder-Hospital in Boston und ihre Kollegen bei Untersuchungen an Mäusen heraus. Diese Stammzellen verwandeln sich normalerweise in die so genannten Melanozyten, die für die Produktion der Farbstoffe im Haar verantwortlich sind. Ihre Ergebnisse veröffentlichen die Forscher im Fachmagazin Science (Online-Vorabveröffentlichung, DOI 10.1126/science.1099593).
Im Haarfollikel befindet sich ein Reservoir an undifferenzierten Melanozyten-Stammzellen, die im Lauf ihrer Entwicklung zu funktionsfähigen Melanozyten heranwachsen können. Diese wandern dann ans Ende der Haarfollikel und färben dort die Zellen der Haarwurzel, aus denen später das Haar wächst. In ihren Versuchen mit alternden, ergrauenden Mäusen entdeckten die Wissenschaftler nun, dass mit der Abnahme der Zahl der
Stammzellen auch die Farbe des Felles verschwand. Gleichzeitig erschienen Melanozyten an ungewohnter Stelle, direkt bei den Stammzellen. Von dort aus konnten sie die Fellhaare nicht mehr färben. Bei Untersuchungen an Menschenhaar und Kopfhaut entdeckten die Wissenschaftler das gleiche Phänomen.
Daraufhin untersuchten die Forscher Mäuse, denen ein bestimmtes Gen fehlt, das den Tod der Stammzellen verhindert. Die Tiere verloren kurz nach ihrer Geburt die Melanozyten-Stammzellen und ihre Haarfarbe. Menschen, die frühzeitig ergrauen, haben wahrscheinlich eine Genmutation, die dieses Gen ausschaltet, vermuten die Wissenschaftler. Mit ihrer Forschung sind die Wissenschaftler nicht etwa einer Therapie gegen graues Haar auf der Spur, sondern der Entstehung von Hautkrebs. Mit dem neuen Wissen hoffen sie, die Signalkette zu entschlüsseln, die zu einem unkontrolliertem Wachstum der Melanozyten und zu Hautkrebs führt.
ddp/bdw ? Anke Biester