Beim Vergleich von mehr als 13.700 menschlichen Genen mit ihren Gegenstücken beim Schimpansen identifizierten die Wissenschaftler eine ganze Reihe von Bereichen, die deutliche Spuren der menschlichen Entwicklung trugen. Unter den 50 DNA-Abschnitten, in denen diese Prägung am deutlichsten war, befanden sich mehrere Gene, die an der Spermienbildung und ihrer Reifung beteiligt sind. Überraschenderweise fanden die Forscher auf der Liste aber auch eine große Gruppe von Genen, die mit der Krebsentstehung in Verbindung gebracht werden, darunter so genannte Tumorsuppressor-Gene, Gene für die Kontrolle des Zellzyklus und Gene, die den Zellselbstmord ? die Apoptose ? regulieren.
Dass sich diese für den Körper nachteiligen Gene im Lauf der Evolution erhalten haben, ist nach Ansicht der Forscher der Preis für eine verbesserte Überlebensfähigkeit der Spermien: Bereits während ihrer Entwicklung sortiert der Körper viele unreife Spermazellen mithilfe der so genannten Apoptose, dem Zellselbstmord, aus. Weniger aktive Apoptosegene sind daher zwar von Vorteil für das Überleben der Samenzellen, fördern aber gleichzeitig auch die Krebsentstehung ? schließlich ist die Apoptose die wichtigste Abwehrmaßnahme des Körpers gegen das unkontrollierte Wachstum der Krebszellen.
Rasmus Nielsen (Universität Kopenhagen) et al.: PLoS Biology (Bd. 3, Nr. 6, S. e170)