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Wozu verloren die Schlangen ihre Beine?

Erde|Umwelt Nachgefragt

Wozu verloren die Schlangen ihre Beine?
Mehr als 3000 Schlangenarten haben sich viele unterschiedliche Lebensräume erobert: Sie winden sich durch Erdlöcher, sausen über den Wüstensand, schlängeln sich bis in die Baumkronen hinauf und gleiten geschmeidig durchs Wasser. (Foto: iStock/amwu)

Sie schlängeln sich heute durch viele unterschiedliche Lebensräume der Erde – doch wozu hat sich das Konzept der Beinlosigkeit bei den Schlangen denn ursprünglich einmal entwickelt? Auf dieses Thema hat uns Stephan B. aufmerksam gemacht – vielen Dank dafür!

Zum Ursprung der Beinlosigkeit werden grunsätzlich zwei mögliche Erklärungen in Betracht gezogen: Die ersten Schlangen könnten sich aus im Wasser lebenden Echsen entwickelt haben, die ihre Gliedmaßen als Anpassung zum Schwimmen zurückgebildet haben. Die andere Erklärung besagt, dass der beinlose, schlanke und glatte Körper zunächst eine ideale Anpassung an das Leben unter der Erde war.

Um Einblicke in das Ur-Konzept zu gewinnen, untersuchten die Forscher um Hongyu Yi von der University of Edinburgh das Fossil einer Schlange, die dem evolutionären Ursprung dieser Tiergruppe noch sehr nahe stand: Die bis zu zwei Meter lange Dinilysia patagonica lebte vor etwa 90 Millionen Jahren und repräsentiert damit eine der frühesten bekannten Schlangenarten mit völlig zurückgebildeten Gliedmaßen. Im Fokus der Forscher stand der ausgesprochen gut erhaltene Schädel des Schlangenfossils. Sie untersuchten seine Merkmale bis ins Detail mittels Computertomografie.

Das Hörsystem gibt Hinweise auf die Lebensweise

Die entstandenen Aufnahmen ließen Rückschlüsse drauf zu, wie einst das Hörsystem des Reptils beschaffen war, berichten die Forscher. „Die Innenrohren von Fossilien können wichtige Informationen preisgeben“, betont Yi. Vergleiche mit heute lebenden Schlangen- und Echsenarten zeigten, dass das Hörsystem der archaischen Schlange Strukturen aufwies, die typisch für Reptilien sind, die im Boden leben und jagen. Sie ermöglichen ihnen, Vibrationen und Töne ihrer Beutetiere oder Feinde im Untergrund zu erfassen. Bei Schlangenarten, die im Wasser oder über der Erdoberfläche leben, findet man diese Strukturen des Hörsystems hingegen nicht. Mit anderen Worten: Bei D. patagonica handelte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine im Boden lebende Schlange.

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Den Forschern zufolge ist dieser Befund bei einer so frühen Schlangenart ein starker Hinweis darauf, dass die Beinlosigkeit ursprünglich im Untergrund entstand und sich dann erst später als günstig für weitere Lebensräume – wie auch das Wasser – erwiesen hat. „Wie Schlangen ihre Beine verloren ist ein altes Rätsel der Wissenschaft. Es zeichnet sich jedoch zunehmend ab, dass dies passierte, als sich ihre Vorfahren an ein Leben im Boden anpassten“, resümiert Yi.

Quelle: University of Edinburgh, Science Advances, DOI: 10.1126/sciadv.1500743

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