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Warum klebt die Spinne nicht im eigenen Netz?

Erde|Umwelt Nachgefragt

Warum klebt die Spinne nicht im eigenen Netz?
Die Beute klebt - die Spinne nicht. (Foto: iStock-92098522/iStock)
Einmal im Spinnennetz gelandet, gibt es für Insekten kaum ein Entkommen: Mit jeder Bewegung verstricken sie sich nur mehr in den klebrigen Fäden und die Spinne kann sie leicht überwältigen. Doch warum bleibt die achtbeinige Jägerin dabei nicht selbst an ihren Fangleinen kleben? Auf diese Frage hat und Christian P. aufmerksam gemacht – vielen Dank dafür.

Ein Teil der Antwort ist: Ein Spinnennetz ist nicht überall klebrig – die vom Zentrum ausgehenden Hauptfäden und auch andere Teile sind nicht mit „Leimtröpfchen“ versehen. Wenn sich die Spinne auf dem Netz bewegt, tritt sie gezielt auf diese Strukturen. Doch auch mit den klebrigen Zwischenfäden kommt sie natürlich manchmal in Kontakt. Warum sie sich in diesem Fall nicht verklebt und verstrickt, haben zwei Forscher untersucht. William Eberhard vom Smithsonian Tropical Research Institute und Daniel Briceño von der University of Costa Rica führten ihre Studie an zwei Radnetzspinnenarten durch: Der tropischen Gasteracantha cancriformis und vor allem an der goldenen Seidenspinne Nephila clavipes, die von den USA bis Argentinien vorkommt. Sie ist oft Gegenstand der Forschung, denn ihre Netze sind groß und äußerst stabil.

Um den Spinnen genau auf die Beinchen schauen zu können, setzten die Forscher spezielle Kameras und Makroobjektive ein. Der Klebeeffekt des Spinnennetzes wird durch winzige Klebstofftröpfchen auf den speziellen Fangfäden ausgelöst. Eine Kamera der Forscher war deshalb mit einem integrierten Mikroskop ausgestattet und gezielt auf die dünnen, behaarten Spinnenbeine gerichtet, um festzustellen, wie sich die einzelnen Tropfen des Klebstoffs bei Kontakt verhalten. So konnten die Biologen bis ins Detail dokumentieren, wie die achtbeinigen Tiere mit ihrem Netz umgehen.

Klebetröpfchen perlen ab

Die Videoaufnahmen offenbarten, dass der Klebstoff beim Auftreffen des Spinnenbeins von den feinen Härchen an den Beinen der Spinne abperlt. Sie sind offenbar mit einer Substanz beschichtet, die dies bewirkt, folgerten Eberhard und Briceño. Um diese Annahme zu überprüfen, reinigten sie die Beine der Versuchsspinnen vorsichtig mit chemischen Substanzen. Die anschließenden Beobachtungen zeigten nun tatsächlich, dass die Klebetröpfchen ohne die Antihaftbeschichtung durchaus an den Spinnenbeinen haften blieben.

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Die Kombination aus feinen Härchen mit raffinierter Beschichtung ermöglicht also den Radnetzspinnen, sich auf ihren Netzen zu bewegen und problemlos mit den Klebefäden beim Bau der Konstruktion zu hantieren, schließen die Forscher. Grundsätzlich spielt allerdings noch ein weiterer Aspekt einen Rolle:

Im Fall der Versuchsspinnen der Forscher, den goldenen Seidenspinnen, ist das wahrlich ein spektakuläres Kunstwerk: Mit ihren langen Beinen, die eine Spannweite von bis zu 15 Zentimetern erreichen, bauen die Nephila- Arten die größten bekannten Radnetze mit bis zu zwei Metern Durchmesser. Die Spinnenseide ist so reißfest, das die Netze von Nephila pilipes im südpazifischen Raum sogar als Fischernetze genutzt werden. Fischer stellen dazu Bambusrohre als Rahmen auf, in die die Spinne ihr Netz spinnt, welches dann für den Fang kleiner Fische eingesetzt wird.

Quelle:  University of Costa Rica, Naturwissenschaften, doi: DOI: 10.1007/s00114-012-0901-9

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