Eine Schlüsselrolle spielt offenbar das so genannte Corticotrophin-Releasing-Hormon (CRH), entdeckten Gammie und seine Kollegen in ihrer Studie. Dieses kleine Eiweißmolekül wird im Hypothalamus gebildet und regt die Hirnanhangdrüse dazu an, bestimmte Stresshormone zu produzieren. Die Forscher spritzten Mäusemüttern mehrere Dosen des Hormons direkt ins Gehirn. Anschließend beobachteten sie, wie die Tiere reagierten, wenn ein Männchen in den Käfig gelangte ? eine reelle Gefahr für den Nachwuchs, da die Männchen junge Mäuse fressen.
Während unbehandelte Mäuse die typische aggressive Reaktion zeigten und den Eindringling massiv angriffen, starteten die mit dem Hormon behandelten Tiere nur wenige halbherzige Versuche, das Männchen zu vertreiben. Ansonsten unterschied sich das Verhalten der behandelten Tiere nicht von dem ihrer unbehandelten Artgenossen. Diese Ergebnisse könnten nach Ansicht von Gammie auch erklären, warum einige Mütter ihren Nachwuchs vernachlässigen oder sogar misshandeln. Möglicherweise gibt es ähnliche Effekte auch bei Menschen: „Postnatale Depressionen wurden in Einzelfällen bereits mit höheren CRH-Spiegeln in Verbindung gebracht“, erklärt Gammie.