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Was der Mai mit dem MS-Risiko zu tun hat

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Was der Mai mit dem MS-Risiko zu tun hat
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Credit: Thinkstock
Ob das Sternzeichen die Charaktereigenschaften eines Menschen prägt, ist eher fraglich. Ein anderer saisonaler Zusammenhang ist dagegen durchaus bereits wissenschaftlich belegt: Im Mai geborene Menschen besitzen im Laufe ihres Lebens ein erhöhtes Risiko, an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken. Es wurde bereits vermutet, dass die Neigung zu dieser Autoimmunerkrankung etwas mit der Tageslänge während der Schwangerschaft zu tun hat, und zwar konkret mit der Vitamin-D-Versorgung des Kindes. Dieser Stoff wird durch den Einfluss von Tageslicht in der Haut gebildet. Britische Forscher konnten nun zeigen, dass Mai-Babys tatsächlich schlechter mit Vitamin D versorgt sind und dass ihr Immunsystem Eigenschaften aufweist, die eine spätere Entstehung von MS begünstigen.

MS ist eine chronisch-entzündliche Störung des Zentralen Nervensystems. Nach derzeitigem Wissensstand handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung: Die Abwehrzellen des Körpers greifen Nervenstrukturen an. Die Schädigungen führen im fortgeschrittenen Stadium dazu, dass in den betroffenen Nervenfasern Reize schlechter weitergeleitet werden. Das stört die Übertragung von Nachrichten zwischen dem Gehirn und anderen Teilen des Körpers und führt beispielsweise zu Sehstörungen und Lähmungen. In Deutschland sind Schätzungen zufolge etwa 120.000 Menschen von MS betroffen.

Als Ursache von MS gilt eine komplexe Wechselwirkung zwischen Veranlagung und Umwelteinflüssen. Einer davon scheint der Geburtsmonat zu sein: Einige Studien konnten bereits zeigen, dass in nördlichen Breiten ein Zusammenhang mit der Neigung zu MS besteht. Wer im Mai Geburtstag hat, trägt im Vergleich zu im November geborenen Menschen demnach ein um etwa 13 Prozent erhöhtes Risiko. Nach bisherigen Vermutungen ist der entscheidende Unterschied zwischen den Geburtsmonaten die Tageslänge während der Schwangerschaft: Die Mütter von Mai-Kindern verbringen große Teile der Schwangerschaft im Winterhalbjahr und sind folglich vergleichsweise wenig Tageslicht ausgesetzt. Sie können deshalb wenig Vitamin D in ihrer Haut bilden, das somit auch dem Ungeborenen fehlt. Dass dies tatsächlich der Fall ist und sich vermutlich negativ auf die Entwicklung des Immunsystems des Kindes auswirkt, konnten Giulio Disanto von der University of Oxford und seine Kollegen nun zeigen.

Mai- versus November-Babys

Die Forscher entnahmen im Rahmen der Studie 50 Mai-Babys und 50 November-Babys aus London Blut aus der Nabelschnur. Die Proben wurden anschließend analysiert, um den Gehalt an Vitamin D und das Vorhandensein bestimmter Immunzellen zu messen. Diese sogenannten T-Zellen sind weiße Blutkörperchen, die eine wichtige Rolle bei der körpereigenen Immunantwort spielen, indem sie Erreger identifizieren und zerstören. Doch manche Menschen besitzen zu viele „autoreaktive“ T-Zellen: Sie greifen körpereigene Zellen an und lösen dadurch Autoimmunerkrankungen aus. Während der frühen Entwicklung des Immunsystems sollten diese selbstzerstörerischen T-Zellen eigentlich beseitigt werden, doch dies klappt nicht immer ausreichend. Es wurde bereits vermutet, dass mangelnde Vitamin D-Versorgung dabei eine Rolle spielt.

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Die Ergebnisse der Forscher offenbarten nun: Die Mai-Babys besaßen rund 20 Prozent weniger Vitamin D im Nabelschnurblut als die November-Geborenen. In Übereinstimmung damit ergaben die Analysen auch eine doppelt so hohe Anzahl autoreaktiver T-Zellen bei den Frühjahrs-Kindern. Den Forschern zufolge belegt und erklärt dieses Ergebnis nun den biologischen Zusammenhang zwischen Geburtsmonat, Vitamin-D-Versorgung und der Beeinträchtigung der Entwicklung des Immunsystems. Es sei wichtig, die Rolle von Vitamin D während der Schwangerschaft jetzt detaillierter zu untersuchen, betonen sie. Möglicherweise sind in einigen Fällen Maßnahmen zur Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit dem „Licht-Vitamin“ sinnvoll, sagen Disanto und seine Kollegen.

Giulio Disanto (University of Oxford) et al.: JAMA NEUROL/VOL 70 (NO. 4) © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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