Diese Fähigkeit müssen die Zellen zumindest bei Mäusen erlernen, konnten Michael Lotz von der Universität Freiburg und seine Kollegen nun zeigen: Als sie Zellen ungeborener Mäuse mit einem bakteriellen Erkennungsmolekül in Kontakt brachten, begannen die Zellen sofort, typische Entzündungsbotenstoffe zu produzieren. Im Gegensatz dazu blieben die Zellen neugeborener Tiere von der Anwesenheit der Signalmoleküle fast unbeeindruckt. Das Erlernen der Toleranz muss demnach irgendwann um den Geburtszeitpunkt herum stattfinden, schließen die Forscher. Sie vermuten, dass dafür bakterielle Fragmente verantwortlich sind, die sich natürlicherweise im Geburtskanal befinden.
Tatsächlich fanden die Wissenschaftler bei Mäusen, die auf natürliche Weise zur Welt gekommen waren, kurz nach der Geburt deutliche Anzeichen für eine Immunreaktion der Darmschleimhaut, wie sie für den Kontakt mit Bakterien typisch sind. Das zeige, dass die Tiere die Bakterien während der Geburt die Mikroorganismen schlucken, und diese dann im Darm die Zellen stimulieren, so die Forscher. Bei Mäusen, die per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen waren, fehlte dagegen diese Stimulierung.
Nach Ansicht der Wissenschaftler benötigt der Darm demnach den frühen Bakterienkontakt, um sich optimal auf die spätere Ansiedelung der Darmbakterien vorbereiten zu können. Ein fehlender Kontakt aufgrund eines Kaiserschnitts könnte dagegen möglicherweise zu Problemen mit der Verdauung führen ? eine These, auf die es bereits in früheren Studien Hinweise gegeben habe, so die Forscher.