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Was eine natürliche Geburt mit der Verdauung zu tun hat

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Was eine natürliche Geburt mit der Verdauung zu tun hat
Eine natürliche Geburt ist gut für die Verdauung des Babys, hat ein schwedisch-deutsches Forscherteam bei einer Studie an Mäusen entdeckt. Demnach schluckt der Fötus bei der Passage durch den Geburtskanal eine Reihe von Bakterien, die seine Darmschleimhaut aktivieren. Dadurch lernen die Schleimhautzellen, die Anwesenheit von Mikroorganismen zu tolerieren, was wiederum die Voraussetzung für den Aufbau einer gesunden Darmflora ist. Sollte es beim Menschen einen ähnlichen Mechanismus geben, könnte das unter anderem erklären, warum per Kaiserschnitt entbundene Kinder häufiger zu Durchfällen neigen.

Körperzellen sind darauf programmiert, körperfremdes Gewebe zu erkennen und zu bekämpfen. Dazu sind sie mit einer Reihe von Schlüsselmolekülen ausgestattet, die bei Kontakt mit bestimmten Erkennungssignalen eine ganze Kaskade von Reaktionen auslösen ? mit dem Ziel, den Eindringling zu vernichten. Das gilt eigentlich auch für Darmzellen: Auch sie besitzen die Schlüsselmoleküle, und auch sie sind in der Lage, die Entzündungskaskade auszulösen. Trotzdem tolerieren die Schleimhautzellen des Darms die Anwesenheit von Hunderten verschiedener Bakterienarten.

Diese Fähigkeit müssen die Zellen zumindest bei Mäusen erlernen, konnten Michael Lotz von der Universität Freiburg und seine Kollegen nun zeigen: Als sie Zellen ungeborener Mäuse mit einem bakteriellen Erkennungsmolekül in Kontakt brachten, begannen die Zellen sofort, typische Entzündungsbotenstoffe zu produzieren. Im Gegensatz dazu blieben die Zellen neugeborener Tiere von der Anwesenheit der Signalmoleküle fast unbeeindruckt. Das Erlernen der Toleranz muss demnach irgendwann um den Geburtszeitpunkt herum stattfinden, schließen die Forscher. Sie vermuten, dass dafür bakterielle Fragmente verantwortlich sind, die sich natürlicherweise im Geburtskanal befinden.

Tatsächlich fanden die Wissenschaftler bei Mäusen, die auf natürliche Weise zur Welt gekommen waren, kurz nach der Geburt deutliche Anzeichen für eine Immunreaktion der Darmschleimhaut, wie sie für den Kontakt mit Bakterien typisch sind. Das zeige, dass die Tiere die Bakterien während der Geburt die Mikroorganismen schlucken, und diese dann im Darm die Zellen stimulieren, so die Forscher. Bei Mäusen, die per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen waren, fehlte dagegen diese Stimulierung.

Nach Ansicht der Wissenschaftler benötigt der Darm demnach den frühen Bakterienkontakt, um sich optimal auf die spätere Ansiedelung der Darmbakterien vorbereiten zu können. Ein fehlender Kontakt aufgrund eines Kaiserschnitts könnte dagegen möglicherweise zu Problemen mit der Verdauung führen ? eine These, auf die es bereits in früheren Studien Hinweise gegeben habe, so die Forscher.

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Online-Dienst der Fachzeitschrift Nature Originalarbeit der Forscher: Michael Lotz (Universität Freiburg) et al.: The Journal of Experimental Medicine, Bd. 203, S. 973 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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