Das betroffene Gen ist normalerweise an der Bildung der Kontakte zwischen den Gehirnzellen beteiligt, erklären die Wissenschaftler. Die Veränderungen könnten daher dazu führen, dass sich diese Verbindungen im Gehirn nicht korrekt ausbilden, und die falschen Verschaltungen dann den unwiderstehlichen Drang zum Haareausreißen auslösen. Das Ergebnis sei besonders deswegen interessant, weil es eine biologische Erklärung für eine komplexe psychische Krankheit liefert, so die Forscher. Bisher waren dafür hauptsächlich Umweltfaktoren wie Erlebnisse in der Kindheit, die Erziehung oder spätere Erfahrungen verantwortlich gemacht worden. Sie glauben allerdings nicht, dass SLITRK1 das einzige beteiligte Gen ist. „Es ist wahrscheinlich eines von vielen, die miteinander und mit Umweltfaktoren interagieren und so die Krankheit auslösen“, erklärt Allison Ashley-Koch, eine der Mitautorinnen.
Trichotillomanie-Patienten verspüren den immer wiederkehrenden Drang, sich Körper- und Kopfhaare auszureißen. Dabei fühlen sie meist nicht einmal Schmerzen. Da der Zwang zum Haareausreißen häufig in Kombination mit anderen Symptomen wie Depressionen, Angstzuständen, anderen Zwangserkrankungen oder auch dem Tourette-Syndrom auftritt, sind Wissenschaftler noch nicht sicher, ob es sich bei der Trichotillomanie um eine eigenständige Krankheit handelt. Behandelt werden Betroffene im Allgemeinen mit einer Verhaltenstherapie, die häufig gute Erfolge zeigt.