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Was Olivenöl noch so alles kann

Erde|Umwelt

Was Olivenöl noch so alles kann
Ein Bestandteil hochwertigen Olivenöls entpuppt sich nach und nach als wahrer Tausendsassa: Die Oleocanthal genannte Substanz wirkt nicht nur entzündungshemmend, durchblutungsfördernd und schmerzlindernd, sondern kann möglicherweise sogar die Alzheimer-Krankheit stoppen, legt jetzt eine Studie amerikanischer Forscher nahe. Zumindest im Labor verändert sie nämlich Proteinfragmente, die mit dem Frühstadium der Krankheit in Verbindung gebracht werden, chemisch so, dass diese nicht mehr an die Kontaktstellen zwischen Nervenzellen andocken können. Dadurch wird auch die Schädigung der Zellen verhindert, die schließlich zum typischen Gedächtnisverlust bei Alzheimer führt. Ob das Oleocanthal jedoch die gleiche Wirkung auch im Körper ausübt, ist bislang völlig unklar.

Obwohl das auffälligste Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit die sogenannten senilen Plaques ? klumpenartige Ablagerungen des Abeta-Proteins ? im Gehirn sind, scheint die tödliche Gefahr für die Nervenzellen eher von kleinen löslichen Varianten von Abeta auszugehen. Diese auch ADDLs genannten Fragmente können sich unter bestimmten Umständen an die Kontaktstellen der Nervenzellen heften und so deren Untergang auslösen, bevor es überhaupt zur Plaque-Bildung kommt. Gelänge es demnach, die ADDLs unschädlich zu machen, müsste sich auch der Nervenzelltod verhindern lassen, lautete daher die Arbeitshypothese von Paul Breslin und seinen Kollegen.

Das richtige Werkzeug dafür entdeckten die Wissenschaftler in hochwertigem Olivenöl beziehungsweise dem darin enthaltenen Oleocanthal. Die Substanz ist kein Unbekannter für Studienleiter Breslin: Er und seine Mitarbeiter hatten sie erst vor knapp fünf Jahren aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit dem entzündungshemmenden Schmerzmittel Ibuprofen entdeckt und begonnen, ihr Potenzial zu untersuchen. Auch in der aktuellen Studie erwies sich die Verbindung als recht vielversprechend, berichten die Wissenschaftler: Bei Tests im Labor veränderte die Anwesenheit von Oleocanthal die ADDLs derart, dass es ihnen nicht mehr gelang, sich an kultivierte Nervenzellen anzuheften und sie zu zerstören.

Zudem hatte die Behandlung mit Oleocanthal noch einen weiteren unerwarteten, aber nicht unwillkommenen Effekt auf die ADDLs: Sie reagierten anschließend weit stärker auf Antikörper als zuvor. Für Breslin macht die Kombination dieser beiden Wirkungen ? die Blockierung der Toxizität und die verbesserte Immunerkennung ? das Oleocanthal zu einem extrem aussichtsreichen Kandidaten für eine zukünftige Alzheimertherapie. Bisher sei daran jedoch noch nicht zu denken: Zuerst muss sich die Substanz im Tierversuch und vor allem in klinischen Studien bewähren.

Paul Breslin (Monell Chemical Senses Center, Philadelphia) et al.: Toxicology and Applied Pharmacology, doi: 10.1016/j.taap.2009.07.018 ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
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