Das Spinnengift enthielt drei kurze Eiweißfragmente, die den Toxinen von Kegelschnecken und anderen Spinnenarten ähnelten, zeigte die Analyse. Ihre Wirkung war jedoch genau entgegengesetzt: Während die bisher analysierten Gifte Nervensignale stoppen, brachten die neuentdeckten Substanzen die Nerven dazu, loszufeuern. Dazu dockten sie an eine Gruppe von Erkennungsmolekülen oder Rezeptoren an, die für die Wahrnehmung von Hitze und Schmerz zuständig ist. Die gleichen Rezeptoren sind auch der Angriffspunkt des Chili-Scharfmachers Capsaicin, schreiben die Forscher. Die Folgen dieser Strategie zeigten sich, als die Wissenschaftler einer Maus das Spinnengift in den Schwanz injizierten: Die Stelle schwoll an, wurde heiß und bereitete dem Tier augenscheinlich Schmerzen ? genauso, wie es zuvor schon für Capsaicin beschrieben wurde.
Allerdings dockt das Vogelspinnengift an einer andere Stelle der Rezeptoren an als das Capsaicin, berichten die Forscher. Dadurch können die Spinnen im Gegensatz zu Chilis nicht nur Säugetieren, sondern auch Vögeln Schmerzen bereiten. Das ist auch durchaus sinnvoll: Chilis verteilen ihren Samen mithilfe von Vögeln, von denen sie sich fressen lassen, während sie Säugetiere genau davon abhalten wollen. Vogelspinnen haben dagegen weder ein Interesse daran, von Vögeln gefressen zu werden, noch von Säugetieren.