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Was unsere Ernährung mit dem Genom des Eisbären zu tun hat

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Was unsere Ernährung mit dem Genom des Eisbären zu tun hat
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Credit: Photo by Rune Dietz, Aarhus University
Fettiger geht’s kaum: Eisbären ernähren sich fast ausschließlich von dicken Robben. Diese fettreiche Kost setzen die weißen Riesen dann wiederum selbst in Schwarte um: Ihre Körper bestehen bis zu 50 Prozent aus Fett. Deftige Ernährung und viel Fettgewebe – das kommt uns doch irgendwie bekannt vor…Viele Menschen ernähren sich zu fettreich und sind übergewichtig, was zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Doch nicht so beim Eisbären: Sein Stoffwechsel ist an Fett angepasst, zeigt das nun sequenzierte Genom des arktischen Räubers. Von den Einblicken in seine genetischen Anpassungen könnte die Menschheit profitieren, sagen die Forscher.

Fettiger geht’s kaum: Eisbären ernähren sich fast ausschließlich von dicken Robben. Diese fettreiche Kost setzen die weißen Riesen dann wiederum selbst in Schwarte um: Ihre Körper bestehen bis zu 50 Prozent aus Fett. Deftige Ernährung und viel Fettgewebe – das kommt uns doch irgendwie bekannt vor…Viele Menschen ernähren sich zu fettreich und sind übergewichtig, was zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Doch nicht so beim Eisbären: Sein Stoffwechsel ist an Fett angepasst, zeigt das nun sequenzierte Genom des arktischen Räubers. Von den Einblicken in seine genetischen Anpassungen könnte die Menschheit profitieren, sagen die Forscher.Das internationale Forscherteam um Rasmus Nielsen von der University of California in Berkeley hat aus Gewebeproben von 79 grönländischen Exemplaren das Genom des Eisbären sequenziert. Zusätzlich knackten sie auch den genetischen Code des Braunbären. Das ermöglichte den Vergleich des Erbgutes dieser beiden nah verwandten Arten. So konnten die Forscher der Frage nachgehen, welche Erbanlagen sich bei der Entwicklung vom Braunbären zum Eisbären verändert haben, um ihm seine spezielle Ernährungsweise im eisigen Norden zu ermöglichen. Denn im Gegensatz zu seinen Robben fressenden weißen Cousin frisst der Braunbär in seinem gemäßigteren Lebensraum alles mögliche: vom mageren Wildfleisch über Beeren bis hin zu Gras und anderen Pflanzenteilen.

Den Forschern zufolge ließen die Genomvergleiche auch Rückschlüsse zu, wann die Aufspaltung der beiden Arten stattgefunden hat: Demnach ist der Eisbär deutlich jünger als bisher angenommen. Er hat sich vor etwa 500.000 Jahren vom Braunbären beziehungsweise seiner nordamerikanischen Unterart, dem Grizzlybären, abgespalten. Bisher ging man von bis zu fünf Millionen Jahren aus. Die enge Verwandtschaft spiegelt sich auch darin wieder, dass sich die beiden Arten noch kreuzen lassen. Manchmal tauchen im Grenzgebiet zwischen dem Lebensraum von Grizzly- und Eisbär nämlich sogenannte Pizzlys auf – Hybriden der beiden Arten.

Angepasst an deftige Ernährung und Fettleibigkeit

Dennoch fanden die Forscher beim Vergleich der beiden Arten einschlägige Unterschiede, die nicht nur mit der unterschiedlichen Fellfarbe zu tun haben: Eisbären besitzen Veränderungen in Genen, die eine Funktion im Herzkreislaufsystem und beim Fettstoffwechsel besitzen. Von den entsprechenden Erbanlagen beim Menschen ist bekannt, dass sie bei der Entwicklung von Herzkreislauferkrankungen eine Rolle spielen, sagen die Forscher. Eines der Gene ist beispielsweise für seine Rolle bei der Übertragung von Cholesterin aus dem Blut in Zellen bekannt: Es senktdas Risiko für die Bildung von Ablagerungen in Gefäßen. Anpassungen in derartigen Erbanlagen ermöglichten es dem Eisbären, sich risikolos extrem fettreich zu ernähren und auch viel Körperfett aufzubauen.

„Das tolle an vergleichenden Genomanalysen ist, dass wir erfahren können, wie andere Lebewesen mit Umständen zurechtkommen, denen wir ebenfalls ausgesetzt sind”, sagt Nielsen. Der Eisbär ist an die gehaltvolle Ernährung angepasst, weil fette Robben während seiner Entwicklungsgeschichte immer mehr zur Hauptnahrung wurden. Die Evolutionsgeschichte des Menschen ist hingegen von dem Einfluss vergleichsweise karger Nahrung geprägt – nur selten gab es fettreiche Kost. Doch die Lust auf derart energiereiche Nahrung ist natürlich in uns verankert und wir können ihr in der Überflussgesellschaft nun ungebremst frönen. Deshalb sind Bratwurst, Käse-Pizza und Sahnetorte so beliebt, doch im Übermaß genossen eben problematisch für unsere Gesundheit. „Wenn wir herausfinden, welche Gene dem Eisbären trotz seiner fetten Ernährung die Gesundheit sichern, könnte uns das helfen, den menschlichen Stoffwechsel entsprechend günstig zu beeinflussen”, sagt Nielsen.

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Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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