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Wasserläufer in Bernstein entdeckt

Gruß aus der kreidezeitlichen Natur

Wasserläufer in Bernstein entdeckt
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Blick von oben (A) und von unten (B) auf die im Bernstein entdeckte Art Glaesivelia pulcherrima einschließlich einer schematischen Zeichnung des Insekts. Messbalken: 0,5 Millimeter. (PeerJ 5:e3760 https://doi.org/10.7717/peerj.3760, Public user content licensed CC BY 4.0)
Raffiniert nutzen sie die Gesetze der Oberflächenspannung, um elegant übers Wasser zu gleiten – dieses Natur-Patent der Wasserläufer ist überraschend alt, zeigt ein Fund: Forscher haben zwei Vertreter dieser Insektengruppe in einem Bernstein aus der Kreidezeit entdeckt.

Wie die heutige Artenvielfalt verdeutlicht, war übers Wasser laufen zu können ein ausgesprochenes Erfolgskonzept: Die zu den Wanzen gehörenden Wasserläufer ( Gerromorpha) haben zahlreiche Unterfamilien mit insgesamt rund 1900 Arten hervorgebracht, die weltweit über die Oberflächen von Gewässern flitzen. Grundsätzlich beruht diese Fähigkeit auf feinen Härchen-Strukturen an ihren langen Beinen, die stark wasserabweisend wirken. So können diese filigranen Insekten über die Oberfläche gleiten, um beispielsweise fix zu ins Wasser gefallenen Beutetieren zu sausen.

Altbewährtes Natur-Patent

Wie nun die Entdeckung in einem Bernstein aus Spanien dokumentiert, waren diese Wesen auch schon zur Zeit der Dinosaurier auf den Wasseroberflächen unterwegs. „Wir haben zwei Männchen und ein Weibchen der Wanzen-Familie Mesoveliidae (Hüftwasserläufer), die in einem Bernstein der nordspanischen Fundstelle Peñacerrada eingeschlossen sind, neu beschrieben“, sagt Mónica Solórzano Kraemer vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen: „Der Fund stammt aus der Kreidezeit und ist damit der älteste uns bekannte Nachweis dieser Insektengruppe. Wir gehen davon aus, dass diese Wanzenfamilie sehr viel diverser war, als wir bisher belegen können“, so die Expertin für Bernstein-Fossilien.

Der Bernstein-Fund hat noch einen weiteren interessanten Aspekt zu bieten, berichten die Forscher: Weil damals offensichtlich mehrerer Individuen gleichzeitig in dem Harz eingeschlossen wurden, vermuten sie, dass die Insekten in Gemeinschaften lebten. „Der Fund ist damit der früheste Hinweis auf ein solches aggregatives Verhalten“, sagt Solórzano Kraemer. „Jede neue Entdeckung dieser Wanzen ist spektakulär und hilft uns dabei, die Ökologie dieser semi-aquatischen Tiere und ihre Bedeutung für das damalige Ökosystem zu verstehen“.

Überraschendes Ende im Harz

Bisher waren nur sehr wenige fossile Spuren von Wasserläufern bekannt. Der Grund scheint naheliegend: Sie sind zu filigran, um zerstörungsfrei erhalten zu bleiben. Deshalb freuen sich die Forscher nun über den überraschend wirkenden Fund im Bernstein. Die Tiere verbrachten allerdings nicht ihr ganzes Leben auf der Wasseroberfläche – sie saßen auch auf festem Untergrund im Uferbereich. Irgendwie endeten die Wanzen wohl dadurch in einem Tropfen Harz und wurden so zu einem Gruß aus der kreidezeitlichen Natur.

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Wie Solórzano Kraemer und ihre Kollegen betonen, war aber keineswegs auf den ersten Blick zu erkennen, dass da etwas Besonders in dem Bernstein steckt. Obwohl er relativ hell und durchscheinend ist, erschwerten Lufteinschlüsse und die dunkle Farbe der eingeschlossenen Tiere die Identifikation der winzigen Wesen. Möglich wurde die Bestimmung erst durch den Einsatz eines Infrarotmikroskops. „Es handelt sich um eine zerstörungsfreie Methode, mit der wir auch noch die kleinsten Details an den Bernstein-Einschlüssen erkennen können“, so Solórzano Kraemer. Sie und ihre Kollegen hoffen, mit dieser Technik noch weitere kreidezeitliche Wanzen in spanischen Bernsteinen zu entdecken, um die Entwicklungsgeschichte dieser ungewöhnlichen Insektengruppe weiter aufzuklären.

Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

© natur.de – Martin Vieweg
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