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Wem hilft Fair Trade?

Erde|Umwelt

Wem hilft Fair Trade?
Kakao-Landarbeiter
Landarbeiter in einer Kakaoplantage der Elfenbeinküste. (Bild: J. Sellare)

Handelspartnerschaften für fairen Handel wie Fairtrade oder Gepa sollen die Arbeits- und Lebensbedingungen von Bauern und Landarbeitern in ärmeren Regionen verbessern helfen. Wer tatsächlich einen Nutzen davon hat, haben nun Forscher am Beispiel von Kakao-Kooperativen in der Elfenbeinküste untersucht. Das Ergebnis: Die Kleinbauern, die Mitglied in einer Fairtrade-Genossenschaft sind, profitieren tatsächlich – nicht aber die von ihnen angestellten Landarbeiter.

Von dem Geld, das wir für ein Lebensmittel oder anderes landwirtschaftliches Produkt bezahlen, kommt bei den Erzeugern oft wenig an. „Landarbeiter in Entwicklungsländern sind oft prekären Arbeitsbedingungen, niedrigen Löhnen und großer Armut ausgesetzt“, sagen Eva-Marie Meemken von der Cornell University in New York und ihre Kollegen. Auch soziale Standards wie das Verbot von Kinderarbeit, eine ausreichende Gesundheitsversorgung und begrenzte Arbeitszeiten fehlen oft.

Testfall Kakao-Anbau

Abhilfe schaffen soll der faire Handel. Produkte mit dem Fairtrade-Siegel kosten zwar etwas mehr, dafür sollen die Handelspartnerschaften dafür sorgen, dass sich die Arbeits- und Lebensbedingungen für die Landarbeiter der teilnehmenden Betriebe und Kooperativen verbessern. Allerdings ist bisher unklar, ob diese positiven Wirkungen auch bei allen Beteiligten ankommen. „Vorherige Studien zu den Auswirkungen von Fairtrade haben vor allem auf die Situation von Kleinbauern geschaut und dabei vernachlässigt, dass auf den Farmen der Kleinbauern auch Landarbeiter tätig sind“, sagt Co-Autor Matin Qaim von der Universität Göttingen.

Doch gerade diese Landarbeiter im Kleinbauernsektor machen einen großen Anteil der in Entwicklungsländern im Anbau Beschäftigen aus. Um herauszufinden, ob auch sie vom Fairtrade profitieren, haben nun Meemken und ihr Team die Bedingungen für Kleinbauern und ihre Landarbeiter in 50 Kakao-Kooperativen in der Elfenbeinküste, dem weltweit größten Kakaoproduzenten und Exporteur, näher untersucht. Rund die Hälfte der Genossenschaften war Fairtrade zertifiziert, die andere nicht.

Kleinbauern profitieren, ihre Landarbeiter nicht

Die Auswertungen ergaben: „Die Fairtrade-Zertifizierung erhöht die Löhne bei den Mitgliedern der Genossenschaften und verringert ihre Armut“, berichten die Forscher. Wenn sich Kleinbauern einer solchen Kooperative anschließen, profitieren sie demnach tatsächlich vom fairen Handel. Anders sieht dies allerdings für die Angestellten dieser Kleinbauern aus: Bei den Landarbeitern kommt von den sozialen Vorzügen des Fairtrade so gut wie nichts mehr an. Ausgerechnet die Ärmsten in der Kette der Lebensmittelproduktion haben demnach bisher nur wenig von Fairtrade und Co.

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Ursachen gibt es mehrere, wie die Forscher erklären. „Die traditionellen Zahlungsmodalitäten machen es den Kleinbauern leicht, die Löhne ihrer Arbeiter gering zu halten, statt die Fairtrade-Vorteile mit ihnen zu teilen“, konstatieren Meemken und ihre Kollegen. Hinzu kommt: „Auf der Ebene der Genossenschaften werden die Fairtrade-Standards regelmäßig kontrolliert“, sagt Meemken. „Die Löhne und Arbeitsbedingungen auf Tausenden kleiner Farmen zu kontrollieren, ist jedoch aufwendig und wird deswegen kaum gemacht. Aber ohne Kontrollen funktioniert das nicht.“

Nach Ansicht der Wissenschaftler widerlegt dies die landläufige Annahme, nach der fairer Handel allen Beteiligten solcher zertifizierten Lieferketten Vorteile bringt. „Hier müssen bessere Lösungen gefunden werden, um dem Fairnessanspruch umfassender gerecht zu werden“, mahnt Meemken.

Quelle: Universität Göttingen; Fachartikel: Nature Sustainability, doi: 10.1038/s41893-019-0311-5

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