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Wenn der Wal wie eine Grille zirpt

Erde|Umwelt

Wenn der Wal wie eine Grille zirpt
Grillenzirpen und Walgesänge haben mehr gemein, als es beim ersten Hören scheint: Ausschlaggebend für die Lautstärke, die Frequenz und die Dauer der Laute ist die Stoffwechselrate der Tiere, also wie viel Energie sie aufnehmen und verbrauchen. Denn die Energie entscheidet über Stärke und Anzahl der zur Lauterzeugung notwendigen Muskelbewegungen. Das haben US-Forscher durch entsprechende Vergleiche zwischen 500 verschiedenen Tierarten herausgefunden. Demnach unterliegen alle Laute ähnlichen Regeln ? unabhängig davon, ob es sich um Rufe handelt, oder ob die Geräusche anderweitig erzeugt werden, im Fall der Grillen etwa durch das Aneinanderreiben der Beine. Hätten Grille und Wal die gleiche Größe und den selben Energieumsatz würden daher auch die akustischen Signale der Tiere wesentlich ähnlicher klingen, berichten James Gillooly von der University of Florida in Gainesville und sein Kollege Alexander Ophir.

Ob bei der Nahrungssuche, der Flucht vor Feinden, oder der Partnerwahl: Akustische Signale übermitteln lebenswichtige Informationen. Entsprechend gibt es eine Vielzahl von Studien, die sich mit den Lauten einzelner Tierarten beschäftigen ? aber wenige, die dabei unterschiedliche Arten miteinander vergleichen. Die große Vielfalt der akustischen Signale dürfte wohl ein Grund dafür sein, dass viele Forscher gar nicht erst auf den Gedanken eines artübergreifenden Vergleichs kamen. Doch eben die Frage, warum es eine solche Vielfalt überhaupt gibt, ist nach Ansicht von Gillooly und Ophir grundlegend, um die Entwicklung und das Verhalten der Arten zu verstehen.

Sie verglichen die Signale von 500 verschiedenen Tieren, darunter Insekten, Fische, Reptilien, Amphibien, Vögel und Säugetiere. Da viele Arten über ein breites Spektrum unterschiedlicher Laute verfügen, wählten die beiden Forscher jeweils solche aus, die zum Umwerben eines potentiellen Partners dienen. Diese Signale untersuchten sie auf Lautstärke, Frequenz, Dauer und die Abstände zwischen den Lauten. Zudem ermittelten sie die Stoffwechselrate der Tiere, also wie viel Energie ein Tier aufnimmt und verbraucht. Die zur Verfügung stehende Energie entscheidet nämlich letztendlich darüber, wie stark und wie ausdauernd die zur Lauterzeugung eingesetzten Muskeln angespannt werden können. Davon hängen wiederum die Lautstärke, die Frequenz und die Dauer der Töne ab. Die Stoffwechselrate wird von mehreren Faktoren beeinflusst, die wichtigsten sind jedoch die Körpergröße sowie ? bei wechselwarmen Tieren wie Fischen, Reptilien und Insekten ? die Temperatur.

Es stellte sich nun heraus, dass die Signale auf den Energieumsatz der Tiere bezogen recht ähnlich klingen würden. „Ob der Ruf eines Tieres tatsächlich laut ist, kann man also nur beurteilen, wenn man ihn mit den Lauten anderer Arten vergleicht“, nennt Alexander Ophir ein Beispiel. Umgekehrt bedeutet dies, dass sich aus der Körpergröße und dem Mechanismus der Lauterzeugung zumindest grob ableiten lässt, welche Geräusche ein Tier von sich gibt. Auf diese Weise könnte beispielsweise berechnet werden, welche Signale ausgestorbenen Arten zur Verständigung dienten.

James Gillooly (University of Florida, Gainesville) et al.: Proceedings of the Royal Society B, Onlinevorabveröffentlichung, doi: 10.1098/rspb.2009.2134 ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht
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